„Behindert ist man nicht, behindert wird man“ — doch kein guter Spruch?

Es ist ja einiges dran, gerade wenn man ihn benutzt um gegen Diskriminierung anzugehen. Aber ist so zu reden wirklich eine gute Idee? Zumindest ist es nur die halbe Wahrheit, finde ich, jedenfalls was Hörbehinderung angeht.

Damit behauptet man ja, Behindertsein sei keine Eigenschaft einzelner Menschen, sondern das Ergebnis des diskriminierenden Tuns von Menschen. Und schiebt denen damit den schwarzen Peter zu. Aber wenn man das wirklich ernst nimmt, dann müsste man doch auch sagen: Wer schwerhörig ist, behindert Normalhörende. In ihren Kommunikations- und Entfaltungsmöglichkeiten nämlich.

The Fountain on Washington Square -- Photo by Not quite like Beethoven, all rights reserved

Das ist jetzt nicht nur Wortakrobatik, sondern genau das, was mich oft an meiner Schwerhörigkeit verzweifeln läßt. Dass es nämlich letztlich immer wieder darauf hinausläuft, anderen zur Last zu fallen — indem man sie um Hilfe bittet. Nochmal sagen. Nicht so, sondern so reden. Etwas aufschreiben, einen Moment warten weil gerade ein Störgeräusch da ist. Näher herankommen. Was hat der da drüben gerade gesagt? Man lese nur all die Regeln die ich selbst aufgestellt habe. Natürlich hab ich guten Grund, das zu fordern; nette Menschen sehen das ein und wollen mir helfen. Es ist ja auch nicht so viel verlangt. Und es gibt sogar Situationen, in denen alle davon profitieren, wenn ‚ordentlich‘ geredet wird.

Aber trotzdem, es bleiben Forderungen. Und zwar viele und immer wieder. Dieses dauernde Querulantsein macht mich echt fertig. Mal ganz davon abgesehen, dass selbst beste Freunde oder Ehepartner von ständigem Wiederholen öfters unwillkürlich aggressiver werden oder von den ganzen Notwendigkeiten genervt sind. Weil es einfach nie leicht ist mit mir.

Wäre es dann nicht eigentlich zutreffender — und vielleicht auch politisch schlauer — wenn man den Spruch sein ließe? Und stattdessen sagte, es sind gar nicht Menschen die behindert werden, sondern die Kommunikation?

Erstens verteilt man dann keine schwarzen Peter. Und zweitens sieht man dann gleich, dass Hörbehinderung ein Problem ist, das nie nur einen allein betrifft. Und auch nicht von einem allein gelöst werden kann. Egal wie sehr man sich anstrengt. Es braucht immer beide (oder alle) Beteiligte.

Nur mal so in den Raum gestellt…

107 Antworten zu “„Behindert ist man nicht, behindert wird man“ — doch kein guter Spruch?

  1. In seiner Absolutheit ist der Spruch sicherlich Unsinn, denn es gibt nun einmal leider Menschen mit Behinderung, ob man nun genau dieses Wort benutzen mag oder nicht.
    In jedem Fall vom Rest der Gesellschaft zu erwarten, ohne Rücksicht auf Verluste die Behinderung restlos auszugleichen, finde ich auch überzogen.
    Sicher erwartet das auch nicht jeder, der diesen Spruch benutzt, aber für mich klingt er immer ein bisschen so.
    Dass die Kommunikation behindert wird, ist aus meiner Sicht ein Spezialfall bei Schwerhörigkeit, dann aber sicherlich zutreffend.
    Vielleicht sollten wir uns von dem Spruch aus der Überschrift ganz verabschieden und nach einer völlig anderen Alternative suchen. Jetzt gerade fällt mir aber leider keine gute ein.
    Ergibt das irgendeinen Sinn, oder sollte ich so spät nicht mehr zu so schwierigen Themen schreiben?

  2. Doch: nach einer völlig anderen Alternative suchen, finde ich am besten. Denn der Spruch teilt ja immer ein, in Behinderte und Nicht-Behinderte, das alleine ist schon blöd.

    Ich persönlich empfinde die Menschen am angenehmsten, die es schaffen, jeden anderen anzunehmen und ernst zu nehmen – als Individuum, wie er/sie ist. (Nicht nur sogenannte Behinderte, auch Alte, Kranke, Kinder, und was es dergleichen angeblich anstrengenden Nicht-Normalos sonst noch so gibt.) Für diese Menschen ist das, was nqlb in seinen Regeln völlig richtig beschreibt, eine Selbstverständlichkeit, sie machen das in der Regel auch automatisch. Es ist ein sich einlassen auf den anderen und nicht Rücksichtnahme, Anstrengung oder ähnliches. Ich habe ein wenig Schwierigkeiten, es zu beschreiben, denn der Hauptunterschied liegt darin, wie es sich anfühlt.

    nqlb: daraus folgt ’natürlich‘, dass man ein gewisse Auswahl trifft, letztlich eben nicht mit jedem/jeder kommuniziert oder interagiert. Das geht natürlich nicht immer, aber zumindest Lebenspartner/innen und Freunde/innen sollten schon passen, dann kann man die anderen und ihr Genervtsein auch besser ertragen.

  3. hmhm, ich frage mich echt, wer es war, der zwischen „behindert“ und „nicht-behindert“ urteilt … ganz bestimmt nicht die, die selbst vom mainstream als – nett ausgedrückt – „besonders“ angesehen werden.

    daher finde ich den spruch äußerst treffend – vor allem in unserer unglaublich auf normalität fixierenden gesellschaft (obwohl – gibt es das denn, bei so viel vielfalt hier…?!)

    ich persönlich, lieber nqlb, habe das sprechen aufgegeben, und trage stattdessen stets stift und papier bei mir rum – und siehe da, ein WUNDER ist geschehen: ich werde weniger behindert, es entstehen öfters lachsalven und ernste gesichter, deren stirn wunderbar gerunzelt sind … ein wahrhaftes gespräch ist nun möglich geworden, ohne jedem externen störeinfluss zum opfer zu fallen!

    daraus folgere ich, dass es ganz und gar auf die perspektive ankommt, ob man nun behindert ist oder wird oder umgekehrt oder beides zugleich oder gar nicht 😉

  4. Ich fand den Spruch schon immer doof: Meine Umwelt hindert mich ja nicht am hören, es ist immer noch mein Gehör, das nicht richtig funktioniert.

    Dem Wortsinne nach ist das Wort „Behinderung“ eigentlich ein sehr gut gewähltes: Es zeigt, dass man nicht ge- oder -ver, aber eben be-hindert ist, bestimmte Dinge zu tun. Ein Rollstuhlfahrer kann eben nicht laufen. Und es ist auch keine Diskrimierung, wenn man diese Abweichung von der Norm, dieses „Nicht-Laufen-“ oder „Nicht-Hören-Können“ als solches benennt.

    Wir reagieren darauf psychologisch, sozial, kulturell. Ein 100%iger Ausgleich ist vermutlich nie machbar. Selbst wenn es ein Hörgerät gäbe, dass uns das absolute Gehör verschaffen würde, müsste es immer noch gewartet werden, nachts rausgenommen werden, braucht Energie. Auch wenn wir unsere Umgebung bitten, Rücksicht zu nehmen (was sie in 99% aller Fälle tut) kann sie nicht alles immer ausgleichen. Wie auch.

    Ich empfinde mein schlechtes Hören nur bedingt als Einschränkung meiner Entfaltungsmöglichkeiten. Werte verschieben sich. Freiheit ist plötzlich nicht mehr, die Freiheit, so zu hören wie alle anderen auch, sondern die Freiheit, nicht zwingend darauf angewiesen zu sein, gut zu hören und trotzdem was auf die Beine zu stellen.

    Am liebsten Würde ich das Wort „behindert“ gerne als Kampfbegriff umgedeutet wissen, ähnlich wie schwul. Denn, und das ist in meinen Augen das größte Problem: Dieses Wörtchen hat einen ganz ganz schlechten Klang und erregt einen Rattenschwanz von Assoziationen. Wer sich behindert nennt, hat assoziativ gleich alle Behinderungen gleichzeitig.

    Streng genommen müsste man ja auch alle Brillenträger mit mehr als einer Dioptren Abweichung als behindert einstufen. 😉 Darum sage ich auch immer einfach nur, dass ich schlecht höre, und gut ist. Die einfache Tatsache, Hörgeräte zu tragen, wird gefühlt auch nicht mehr so negativ wahrgenommen wie früher. Hörgeräte scheinen sich doch ganz langsam in Richtung Brille zu bewegen.

  5. not quite like beethoven

    Dank Euch für Eure Gedanken! Kerstin, das ist ja spannend, was Du da für eine Lösung gefunden hast. Ich antworte mal zusammenfassend statt einzeln:

    Zum Unterscheiden von Menschen in sone und solche gibt’s glaub ich keine Alternative. Jedenfalls solange man über das Thema reden will. Das merke ich auch beim Schreiben dieses Blogs.
    Ich finde das Wort „Behinderung“ auch nicht schlimm. Ich denke aber, man sollte im Kopf behalten, dass Menschen immer nur in Bezug auf eine Tätigkeit „behindert“ sein können, z.B. Hören, Gehen etc. Einfach so und unveränderlich „haben“tun sie diese Eigenschaft nicht. Im Unterschied zum schlecht Hören etwa, diese körperliche Besonderheit trage ich ja mit mir rum egal was ich mache.

    Ich denke auch, man sollte auf jeden Fall danach streben sich mit Leuten zu umgeben die einen an- und ernstnehmen — aber das finde ich generell. Und als Schnelltest um herauszufinden wer wie drauf ist, ist eine Behinderung gar nicht mal schlecht geeignet. Da muss man nicht lange Zeit verschwenden.

    Die Sache mit der Normalität hat glaub ich was mit unserer Massengesellschaft zu tun. Für je mehr Leute irgendwas gedacht ist (ein Gesetz, ein Gerät, ein Arbeitsplatz,) umso mehr muss man mit Standardgrößen hantieren. Wie Kleidung von der Stange vs. geschneidert. Und viele sind eben auch beim Denken sehr universalisiert, sehr „massenorientiert“.

    Enno, schön beschrieben, die Sache mit der Verschiebung von Werten und Freiheitshorizonten. Nur ob sich „behindert“ als positiver Kampfbegriff umdeuten läßt? Ist doch rein vom Wortsinne her schwierig, bei „gay“ ist es ja recht einfach. Für „taub“ ließe sich da glaub ich eher was machen….

  6. danke, nqlb 😉

    enno, ja eine kampfesansage in bezug auf das, was man hat, wäre nicht schlecht 😉
    doch das wort „behindert“ benutzen, wo du selbst doch so treffend bemerkt hast, dass „Wer sich behindert nennt, hat assoziativ gleich alle Behinderungen gleichzeitig“ wirkt ein bisschen so, als wenn die schlange sich ins eigene schwanz beißen würde …

    nqlb hat richtig beobachtet: momentan ist eine bewegung im gange, die sich „TAUB – NA UND?!“ nennt 😉

    enno, ich, die ich bis zu meinem, sagen wir mal, 18. lebensjahr rund um die uhr hörgeräte trug, habe das gefühl, dass genau diese dinger, die in der hörenden welt als 7. weltwunder neben dem CI als 8. weltwunder hochhaus angepreist werden, uns behindern!
    sind es nicht diese dinger, die unser gegenüber hemmen, sie unsicher im umgang mit „uns“, genauer unseren dingern machen? die die kommunikation behindern anstatt sie fließender zu gestalten?
    ich jedenfalls habe die erfahrung gemacht, und sie aus diesem grund in die mülltonne geschmissen. es gab mal ne phase, wo ich mich wegen dem CI schlau machte, und ich sammelte wie ne irrsinnige informationen ein, von selbst betroffenen bis hin zu speziellen medizinern, fachtagungen, literatur, ja sogar eine voruntersuchung (die ich aber vorzeitig abbrach, weil schon am ersten tag sämtliche alarmglocken in mir schrillten … ).

    jetzt bin ich saufroh über diese entscheidung – und nein, ich bin keine radikaltaube, die in die gegend dgsiert (=gebärdet) „ich bin taub, und wer mit mir reden will, dann gefälligst in DGS, sonst gilt er als audist!“ (sorry, muss grad über diese vorstellung lachen)

    ich fühle mich einfach nicht mehr so behindert wie damals mit hörgeräten ….. in dem sinne: wir werden wirklich zu behinderten gemacht, auch wenn das „gut gemeint war“ :-/

  7. Kerstin, wobei „taub, na und?!“ finde ich noch ziemlich defensiv. Das ist verständlich, weil schon neutral statt negativ ist ja ein Fortschritt — aber Kampfansage ist was anderes.

    Darf ich übrigens fragen, wie alt Du bist? Ich will Dir nicht zu nahe treten und es auch nicht aufs Jahr genau wissen. Es interessiert mich einfach, weil ich Deinen Schritt recht radikal finde und gerne wissen würde, in welchem Lebensabschnitt Du stehst bzw. das gemacht hast.

  8. Mädchen aus Ostberlin

    Ich kann hören. Ich fühle mich dennoch manchmal behindert – in meinen Gedanken, wenn es um den Wechsel der Kommunikation in DGS geht, wenn ich einfach nicht in der Lage bin, eins und eins zusammen zu zählen oder wenn ich das Gefühl habe, dass ich in meinem Verhalten gerade mal nicht der Norm entspreche. Ich glaube, dass es jedem – und ich meine wirklich jedem – Menschen hin und wieder so geht.

    Ich finde den Spruch „Behindert wird man“ einerseits schon sehr fordernd, indem man verlangt, dass uneingeschränkt und absolut auf einen Rücksicht genommen wird, andererseits aber auch sehr gut, weil er eben wunderbar plakativ ist. Er ist dies insofern, als dass er Menschen, die noch nie darüber nachgedacht haben, darauf aufmerksam macht, dass es letztlich immer die Gesellschaft – die große Masse, die Normen vorgibt – ist, die Menschen in Schubladen einsortiert a là groß, dick, taub, herzkrank, kurzsichtig, alt, phlegmatisch. Aus diesem Grunde finde ich es nicht falsch, mit diesem Spruch einfach jedem erst einmal vor den Kopf zu stoßen, um zu sagen: Halt, Moment, denke doch mal bitte weiter und überlege, warum wir gerade nicht auf einer Augenhöhe kommunizieren können. Dann sieht der-/diejenige ganz schnell ein, dass es immer die Gewohnheit und die Unsensibilität sind, die eineN andereN ganz schnell – wenn auch unbewusst – diskriminieren.

    Ich halte es jedenfalls nicht für falsch, zu behaupten, dass Menschen behindert werden. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob dies aus Unwissenheit oder Absicht geschieht. Es passiert und es ist absolut richtig, darauf aufmerksam zu machen, auch wenn man diesen Spruch nicht überstrapazieren sollte, denn dann kann er leicht missverstanden und zum Totschlagargument mit genau den beschriebenen Folgen werden.

  9. bin mittlerweile ne alte schachtel 😉

    erzähl mir doch, was dir das anschließend bezüglich meines radikalen gedankengutes aussagt – würde mich sehr interessieren! 🙂

  10. Ich habe die Kommentare nicht gelesen. Ganz spontan fallen mir daher zwei Dinge ein: Es ist mit keinem Menschen immer „leicht“. Gemeinschaft heißt Geben und Nehmen, und irgendwo, irgendwie, gleicht sich die Rücksichtnahme, die zu fordern Dir zu schaffen macht, immer wieder aus. Oder anders gesagt: Du bist es wert, daß man auf Dich Rücksicht nimmt. Punkt.

    Die zweite Sache, die mir durch den Kopf schoß: Behindert wird man vermutlich eher durch die Unwissenheit der Nichtbehinderten als durch die Menschen an sich. Besondere Bedürfnisse von Behinderten muß man als Nichtbehinderter eben erst einmal kennen, bevor man sie berücksichtigen kann. Da hilft nur Aufklärungsarbeit, wo Du gehst und stehst. Ich würde z.B. Deine „Verhaltensmaßregeln“ gegenüber Gehörlosen im Leben nicht als Forderung betrachten, sondern eher als „Gebrauchsanweisung“, die das Miteinander für _beide_ Seiten leichter macht.

    Und nochwas: Als Nichtbehinderte profitiere ich durchaus davon, wenn mir Leute begegnen, mit denen ich besser kommunizieren kann, wenn mein Denken dafür mal die Richtung wechseln muß. Das hält fit im Kopf. 😉

  11. Lars Fischer

    Ein sehr schöner Beitrag. Es funktioniert bei Schwerhörigkeit wirklich in beide Richtungen.

    Wenn mal wieder irgendjemand eine deiner wirklich praktischen Regeln (gibt’s die als T-Shirt?) missachtet, habe ich zwei Möglichkeiten: Einerseits kann ich mich auf den anderen konzentrieren und selbst aktiv versuchen zu verstehen.

    Oder ich lehne mich entspannt zurück, lasse das Gelaber lächelnd an mir vorbeifließen und nicke an den passenden Stellen wissend. Merken eh die wenigsten. Nett ist das aber auch nicht…

  12. Sarah, ich stimme Dir grundsätzlich zu – und Du hast sicher wesentlich mehr Erfahrung mit politischer Bildung/Arbeit als ich. Das ist ja auch ein ganz anderes Setting, nämlich eines in dem diskutiert wird, mit Worten überzeugt werden soll (gegenüber dem Alltag, den ich im Kopf hatte).

    Danke, Kerstin. Ich frage nur, weil mit einem solchen Schritt ja je nach Lebensabschnitt ganz unterschiedliches verbunden ist. Also ob man jetzt in der Schule oder Ausbildung ist, vielleicht studiert, gerade beruflich Fuß zu fassen versucht, bereits Familie hat, in Rente ist etc.

    Ute, also ich find’s nett und aufmunternd, dass Du auch hier kommentiert hast und nicht nur dort. Wobei ich mich ja jetzt so als Fitness-Coach etwas verdinglicht fühle 😉

    Lars, das mit dem Fließen lassen funktioniert erschreckend gut, das stimmt. Kann aber auch nach hinten losgehen, wenn’s dann doch rauskommt. Wie ich erfahren musste 🙂

  13. *LOL* Eigentlich wollte ich nur sagen, daß ich es nicht als Belastung empfinde, anders zu kommunizieren. Für einen verdinglichten Fitness-Coach kaufe ich mir dann ggf. eine Wii. 😉

  14. Was Du hier diskutierst ist das „soziale“ und das „medizinische“ Modell von Behinderung. Wenn gl Menschen in Gebärdensprache miteinander kommunizieren, dann sind sie de facto nicht behindert. Aber sie werden behindert, wenn die Informationen nicht so dargeboten werden, damit sie sie verstehen. Es wäre in sehr sehr sehr vielen Lebenssituationen möglich, allen Menschen die gleichen Infos zu geben. Man macht es nur einfach nicht (siehe UT).
    Dass andere Leute ungeduldig sind und nicht gerne wiederholen etc. ist eigentlich ein gutes Beispiel für das „behindert werden“.
    Wenn man immer davon ausgeht, dass die Behinderung ursächlich für alle Probleme ist und nicht die Umwelt, hätte man nie angefangen, UT, Dolmetscher etc. zu fordern.
    Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass es bei Schwerhörigkeit anders ist als bei allen anderen Behinderungen. Da sind die Probleme nur nicht immer so offensichtlich wie wenn ich vor einer Treppe stehe und nicht hochkomme.

  15. not quite like beethoven

    Hi Christiane, schön dass Du hier dabei bist! Du sprichst da viel an, ich will mal eine kurze Antwort versuchen.

    Ich würde das nicht so sehen, dass ich die Modelle hier gegeneinanderstelle. Wenn man’s aber in diesen Begriffen sieht, dann hänge ich mich an einer bestimmten Variante des sozialen Modells auf, die ich aus dem Spruch herausgelesen habe. Und ich würde sagen: Ohne dass ich dem, was medizinisches Modell heißt, das Wort rede. Ich finde die Gegenüberstellung medizinisch/sozial etwas einseitig und die Vorstellung von gegenseitiger Ausschließlichkeit nicht sehr glücklich. Behinderung ist immer ein soziales Problem und bedarf darum sozialer „Lösungen“.

    Dass man (also meist bestimmte Organisationen) nicht dauerhaft die Strukturen für gleiche Chancen schaffen obwohl es teilweise (z.B. UT) sehr einfach möglich wäre, liegt glaub ich nicht unbedingt daran, dass sie dem medizinischen Modell anhängen.
    Immerhin kann man was Fälle wie UT oder auf Arbeit angeht, (prinzipiell) politisch rechtlich was (also Gesetze) machen, auf der Basis von Gleichberechtigung als Wert. So zwischenmenschlich, beim geselligen Abendessen — schon schwieriger. Da kann man dann, denke ich, im Grunde nur die ungeduldigen und unwilligen Leute meiden.

  16. Ich gebe Dir absolut recht, was das Leute meiden angeht und ich bin wirklich ein gut vernetzter Mensch und kenne viele Leute. Aber auch ich meide Leute, wenn ich den Eindruck habe, sie gehen nicht auf mich ein oder murren, wenn sie ein bf Lokal suchen müssen, wenn ich mitkommen soll. Aber ich glaube, dass die Verweigerungshaltung in Deutschland sehr viel mit dem medizinischen Modell zu tun hat. Es benennt so nur niemand. Ganz oft sagen Verantwortliche „Wir können es nicht jedem recht machen“ oder sowas. Das basiert ganz oft darauf, dass sie glauben, sie seien nicht für Behinderungen verantwortlich und müssten deshalb auch nichts tun.

  17. Dass man konkret und persönlich für Behinderungen verantwortlich sein müsste um was dagegen zu tun, ist natürlich ein ganz blöder Glaube.

  18. @not quite like beethoven
    Ja, manchmal wird man ertappt. Meine Freunde kennen das auch schon… *g*

  19. „Behinderung“ –>
    fällt mir so fort ein: Die Ähnlichkeit zwischen mir und einem dinglichen Verkehrshindernis (Strassenverkehr) ist schon verdächtig naheliegend … *Vorsicht Ironie*

    Ich verwende diesen Begriff, weil es sich umgangssprachlich eingebürgert hat und Eindeutigkeit besitzt.
    Bei einem Schrifttext das Wort „behindert“ oder „Behinderte“ zu verwenden, lässt alle Leser sofort wissen was konkret gemeint ist und Hörende innerlich aufhorchen (Aufmerksamkeit).

    Ob die Wörter tatsächlich geeignet sind (Gedanke zur Bewertung als Diskreminierung) liegt am situativen „Sprachgebrauch“ und in der Wahrnehmung des Einzelnen.

    Nicht jedes Wort sollte in der Waagschale landen. Sondern vorhandene Bedeutsamkeit ist in den Vordergrund zu schieben (Inhalt & Aussage der Botschaft).

    Zumal alle Versorgungsämter nach wie vor „Schwerbehindertenausweise“ ausstellen und nicht das Dokument als „Nachweis von Funktionsbeeinträchtigungen“ betiteln.

    MfG
    Sanne

  20. Hi Sanne, das Bild mit dem Verkehrshindernis find ich eigentlich ganz treffend. Man kann ja dann auch fragen, ob der Verkehr nicht auch anders sein oder verlaufen könnte.

    Das mit dem Ausweis ist eine interessante Frage, finde ich. Wenn man von sich als nicht-behindert denkt, was sollte dann auf so einem Ausweis drauf stehen? Darf man sich überhaupt einen besorgen?

  21. Hallo Beethoven!  *g*

    Übersichtliche Ordnung im Kreisverkehr, alle Teilnehmer sind gleichberechtigt mit gegenseitiger Rücksichtsnahme in eigenverantwortlicher Regie.
    Aber wie regeln wir systematisch die Sackgassen und Einbahnstrassen? *grübelnd*

    Eventuell gedankliche Beschriftung wie Nachteilsausweis?

    Zu Deiner letzten Frage, fehlt mir eine universell passende Rückantwort. Tut mir leid!

    Herzlichst
    Sanne

  22. Sackgassen und Einbahnstraßen, einfach mit genügend Platz zum Rangieren! Die Fragen zum Ausweis finde ich immer noch interessant, vielleicht schreib ich dazu mal was…

  23. the fräänk

    Zum Ausgangspunkt von Sanne zur Diskussion um den Schwerbehindertenausweis: Die Namensgebung des offiziellen Dokuments sollte keinen stören. Wäre ja noch schöner, wir würden uns im Leben immer danach richten, was uns das Amtsdeutsch vorgibt. Die deutsche Verwaltung ist nicht gerade bekannt für ihre Vorreiterrolle in Sachen einfache Strukturen, angemessene Sprache usw.
    Das gleiche gilt natürlich für § 69 SGB IX, in dem die Begriffe „behindert“ und „schwerbehindert“ stehen. Der deutsche Gesetzgeber ist nicht gerade bekannt für seine Vorreiterrolle…

    Interessanter finde ich auch die Frage mit der Beantragung und mit welcher Intention.

  24. Verzeihung die Frage, aber in welchen Faellen braeuchte man so ein Ausweis?

    Und ja, beamte Deutsch ist einer die schoenen Herausfoerderungen fuer Auslaender.

  25. Man braucht den gar nicht. Aber man kann ihn sich ausstellen lassen.

    Je nach Art und Ausmaß der Behinderung kriegt man dann gewisse Vorteile — weniger Steuern, mehr Urlaub, besondere Parkplätze, billigere öffentliche Verkehrsmittel etc.
    Darum ja die Überlegung, dass man sich den eigentlich nicht beantragen dürfte, wenn man der Meinung ist, man sei gar nicht behindert, sondern nur anders. Und konsequent sein will.

  26. In UK gibt es gar keinen Behindertenausweis. Wahrscheinlich ist das die beste Lösung: Individuell entscheiden welcher Nachteilsausgleich wem zusteht und nicht das Giesskannenprinzip wie in Deutschland. Natürlich gibt es hier auch so Regelungen wie „Wer nicht mehr als 500 Meter laufen kann, bekommt einen Parkausweis“, aber grundsätzlich wird ein sehr individuelles Paket geschnürrt. Da stellt sich die Frage nicht „Bin ich behindert?“ sondern „Was brauche ich, um an der Gesellschaft zu partizipieren?“.

  27. Hättest Du da einen Link wo man sich knapp informieren kann wie’s in UK läuft?

  28. Pingback: Postmodern Hören « Not quite like Beethoven

  29. Regenbogen

    Okay, scheint geklappt zu haben.
    Spontan zwei Dinge:

    Zum einen die Äußerung, die Deaf Community „beansprucht das Recht auf die gehörlosen Kinder auch hörender Menschen“.
    Ich weiß jetzt nicht, wer genau das wann gesagt hat und wie viele Leute diese Ansicht teilen.
    Finde sie aber unmöglich.
    Wenn ich ein Kind habe, dann „gehört“ dieses Kind allenfalls dem lieben Gott und sich selbst, nichtmal den Eltern „gehört“ es (ist ja kein Besitz!), aber schon gar nicht welchen Gruppen auch immer.
    Es ist der Sorge der Eltern anvertraut und wenn mir da jemand käme, „das gehört uns“ – da würde ich ein bißchen kiebig drauf reagieren.
    Ich wäre schließlich keine Gebärmaschine von neuen Mitgliedern der Deaf Community oder von wem oder was auch immer, sondern immer noch die MUTTER des Kindes.

    Zweitens aber auch – völlig daneben:
    Daß Nichthörenkönnen zu „irreversiblen hirnorganischen Defiziten“ führt.
    Okay, wenn man damit das Hören meint….aber dann sollte man´s auch so sagen.
    Hirnorganische Defizite klingt für mich aber eher so, als wären die alle gaga.
    Und das ist ja wohl definitiv nicht der Fall.

    [Ich habe diese Diskussion mal hier weitergeführt, NqlB]

  30. Regenbogen

    Mal schauen, ob der Link klappt….

    Klicke, um auf artikel.pdf zuzugreifen

  31. Jeder Mensch wird behindert.
    Kein Mensch kann ungehindert leben.
    Jeder Mensch muss behindert werden, um Überlebensstrategien zu entwickeln.
    Je mehr Infekte im frühen Alter – um so ein trainierteres Immunsystem.

    Wer mit weniger Sinnen oder Funktionen auskommen muss, entwickelt Kompensationen oder Ausweichstrategien, fordert also das Gehirn und wird überlebensfähiger.

    Demnach wären Schwerstbehinderte Überlebensmaschinen! RESPEKT.

    Man sollte in die Erziehung aufnehmen, Kinder mal eine gewisse Zeit ohne den einen oder anderen Sinn oder Funktion auskommen zu lassen. Das sollte die Synapsen ankurbeln.

    Behinderung als Herausforderung und Strategie zur Entwicklung.

    Habt Nachsicht mit den Untrainierten!

  32. Hi Adeele, da ist viel wahres dran an dem was Du sagst. Stimme dir zu. Außer vielleicht, dass man sich Behinderungen (womöglich noch mehrere) vielleicht nicht so vorstellen sollte als addierten sich die Fähigkeiten (und am Ende kommt dann eine Superüberlebensmaschine heraus). Es addiert sich bestimmt manchmal ein bißchen was oder man kann eine Fähigkeit vielfach einsetzen. Aber generell würde ich den Prozess eher als eine Spezialisierung sehen.
    Ich bin Spezialist für die Lösung von Problemen akustischer Kommunikation und des Verstehens.

  33. Ich stimme Dir zu, Deine Sicht ist exakter.

    Spezialist ist eine sehr schöne Beschreibung Deiner Fähigkeiten!

    Danke für diese Seite und Glückwunsch für die Nomminierung. Es war ein Geschenk, dadurch in Deine Welt reinschauen zu dürfen.
    Danke Dafür.

  34. Bitteschön — und vielen Dank für die Glückwünsche.

  35. Titel: “ Lieber doof sinnesorganisch, als hörbar total verblödet.“

    7 Appelle, die den „Umgang“ mit mir als Gehörlose/Gehörgeschädigte sinnesorganisch zuzüglich unterschiedlicher Einschränkungen der Stimmkapazität vereinfachen:

    1. Sichtkontakt halten, auch wenn ein schöner Rücken entzücken kann.

    2. Niemals Gleichgewichtsstörungen oder Artikulationshemmnisse mit Alkoholsucht verwechseln
    ( Promillegehalt = 0,00)!

    3. Bekenne öffentlich: “Ich bin doof“, aber lediglich in der niederländischen Umgebung und deren spezifischen Bedeutung.

    4. Aktives „Zuhören“ ist eine Frage der ganzheitlichen Wahrnehmung!

    5. Ohne jegliche Stimmkapazität (Aphonie) “herkömmlich“ zu telefonieren [ist out!] zwecks beispielsweise Terminvereinbarung liegt nicht im aktuellen Trend.

    6. Mit geringer Stimme (Dysphonie etc.) die Telekomikerleitung zu nutzen, könnte beim Gegenüber den Eindruck erwecken es handele sich ungewollt um „unerhörte“ [obszöne] Anrufe.

    7. Hörtests mit Gehörlosigkeit sind so prickelnd wie im absolut verdunkelten Raum mit dem puren Augenlicht nach Staubkörnern zu suchen.

    Diese vorläufige Liste ist ausdrücklich zur Verbreitung jeglicher Art „bestimmt“.

    Ich bitte Euch alle, diese Liste mit Euren eigenen Erfahrungen „unendlich“ weiter zu schreiben!

    Humor ist eine Tugend, die das Wahnsinnige in den gekreuzten Parallelwelten innerlich erträglicher gestaltet!

    Viele herzliche Grüße!
    Sanne

    *Ich habe heute einen provokativen Clown verschluckt und gleich wieder ausgespuckt*

    Wünsche Euch heiße Tage und erfrischen kühle Nächte …

  36. Danke, Sanne. 🙂 Ich musste ein paarmal herzlich lachen. Sehr schön aufgespiesst! Dir gleichfalls — obwohl, so ein, zwei heisse Nächte… 😉

  37. Hm, also man definiert ja allgemein so: „behindert“ ist einer, der etwas, das alle anderen selbstverständlich können, nicht kann.
    Aber dieses „alle“ ändert sich doch mit der Situation.
    Ein beispiel: Ich, Normalhörer (bin mehr zufällig auf den blog gestoßen und habe mich glatt festgelesen, Kompliment Mr Notquite!) — bin in meiner Freizeit in einem Orchester, spiele Geige. Wie ich als Anfänger neu reinkam, konnte ich mein Instrument noch nicht selber stimmen, und brauchte Hilfe von den alten Hasen dort — war also per definitionem irgendwie „behindert“.

    Und selbst die „richtigen“ disabled persons: die kommen ja, je nach Art der Behinderung, bei einigen/vielen/den meisten Sachen super allein klar!

    Übrigens, was mich auch mal interessieren würde: Ist es euch schon mal passiert, dass ihr einem zuuuu netten Mitmenschen in die Hände gefallen seid, der euch mit seiner (übertriebenen) Fürsorglichkeit auf die Neven ging?
    Nix für ungut…

  38. Danke für die Blumen 🙂 Zu Deiner Frage: Oja. Das geht bis hin zu Behindertengroupies.

  39. Falls ich hier nicht richtig liege, bitte geeignete Thema verschieben. Danke!

    Interessante Sichtweise, was er sagte!

    http://www.gebaerdenwelt.at/artikel/wissen/bildung/2010/08/11/2010081184255812.html

  40. Nur kurz: Danke für den Hinweis. Finde ich auch sehr interessant! Muss ich mir mal in Ruhe durchlesen.

  41. Soviel ich weiß heißt der Spruch:
    „Behindert ist man nicht, gehindert wird man“ !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Das ist ein gravierender Unterschiedlich in der sinnbildlichen und semantischen Wiedergabe des Satzes.
    Fakt: Es gibt Gehinderte, die daran gehindert werden völlig selbst bestimmt und selbstständig an der Teilhabe teilnehmen zu können. Die werden überlicherweise als Behinderte deklariert. Fakt ist: Es gibt die Behinderten, die so eingestuft werden und auch im Falle der Normalhörende, die völlig ohne Höreinschränkung leben dürfen, in der Kommunikation so gestört sind, dass selbst Politiker, die ja wirkliche Wort und Satzakrobatiker sind völlig ist ins Schleudern kommen.
    http://www.20min.ch/news/schweiz/story/12683569
    Hörbehinderung ist für mich heute eine schlichte Informationsweitergabe, die leider nicht immer wirklich gut ankommt. Schade, in den meisten Fällen. Und Gott, sei Dank, wenn anscheinend dummes Zeug geschwätzt wird. [Da muss man dann auch nicht alles mitbekommen :-)]
    Aber die Kommunikation ist das A und O: Klappt die Kommunikation ist an alles gedacht worden und klappt sie nicht – ist sie nicht durchdacht. So einfach ist das für mich. Da ist es wurscht ob man gute Ohren hat oder nicht zu weit weg steht mit gesunden Ohren…. Das Ergebnis ist hier das Gleiche.

    Verstehen zu können ist wirklich ebenso komplex wie ausserordentlich abhängig bzgl. des Wortschatzes einzustufen. Mit Sprache identifiziert man sich in der Regel eben auch semantisch-lexikalisch.
    Man darf aber auch nicht vergessen, dass Hörgeschädigte sich oft selber isolieren, weil sie sich ausgeschlossen fühlen – das habe ich selber auch lange gemacht bzw. lange machen müssen. Mein Glück ist, dass ich mich so unabhängig wie möglich gemacht habe und gleichzeitig aufkläre, wo es vielleicht für mich im Hier und Jetzt vielleicht helfen kann. Und wenn das jeder Betroffene machen würde, stünden wir klasse da. Und in allen Fällen gibt es diese Polarisierung: Unter Normalhörende gibt es mutige und offensive Mitmenschen und welche die lieber als Duckmäuser unterwegs sind und auch unter Schwerhörigen und Ertaubten und sonst quer in allen Gesellschaftsschichten dieser Welt.
    So sehe ich das jedenfalls…

    Netten Gruss aus Karlsruhe
    Carole

  42. Schreibteufel:

    Da ist es wurscht ob man schlechte und kaputte Ohren hat oder zu weit weg steht mit gesunden Ohren…. Das Ergebnis ist hier das Gleiche.

  43. „Und in allen Fällen gibt es diese Polarisierung: …“ — das kann ich nur unterschreiben!

    Die Variante mit „gehindert“ habe ich noch nie gehört. Bei näherem Drübernachdenken paßt das im Einzelfall sogar besser. Aber in vielen Fällen ist man ja nicht gehindert daran, etwas zu tun (=es ist nicht unmöglich). Sondern eben behindert (=es wird einem schwergemacht).

  44. Hallo Carole & not quite like beethoven! :))

    @ Carole
    Lag Deine Zurückhaltung an dem Hörvermögen bzw. verbaler Ausdrucksfähigkeit oder am Inhalt des gezwiebelten Inhalts des Geldbeutels (Finanzbudget)?

    @ Beethoven
    Klug zu sein, schützt nicht vor der Unberechenbarkeit anderer …

    Ich plädiere nach wie vor zur Schriftdolmetschung zwecks gleicher Grundlagen und zwar auch für Mitmenschen mit anderer Nationalität. Allerdings läßt sich dieser Ansatz hierzulande derzeitig verbindlich nicht verwirklichen.

    Innige Grüsse an Euch …

  45. „Klug zu sein…“ — worauf bezieht sich Deine Aussage, Sanne? So ganz grundsätzlich gesehen würde ich Dir zustimmen. Weil man ja immer nur selber denkt — die anderen aber leider auch. Praktisch allerdings sind die anderen (meiner Erfahrung nach, oft) erschreckend berechenbar.

    Schriftdolmetschung ist klasse! Etabliert sich ja erfreulicherweise gerade. Wenn aber jemand nur der Sprache nicht mächtig ist und nicht auch Hörprobleme hat, denke ich, muss man immer abwägen was jetzt passender und einfacher ist: Schrift oder Sprache.

  46. Hallo Beethoven! *zwinkernd*

    Die These: Klug zu sein, schützt nicht vor der Unberechenbarkeit anderer war hier als spontane Reaktion auf den Beitrag vom 28.09.2010 (15:44 Uhr) bezogen.

    Zitat Deinerseits: Aber in vielen Fällen ist man ja nicht gehindert daran, etwas zu tun (=es ist nicht unmöglich). Sondern eben behindert (=es wird einem schwergemacht).

    Zur Schriftdolmetschung: Grundlage hierbei sind alle Menschen ohne oder reduziertem Hörvermögen (sinnesorganisch) sowie geringfügiger Stimmkapazität (Ton) unabhängig von Nationalität, die sich gewöhnlich hierzulande aufhalten. Als tatsächliche Wahlmöglichkeit zwischen GS und/oder schriftlicher Ausdrucksweise. Dolmetscher für Fremdsprachen sind bereits gesetzlich verankert gängige Praxis. Auch Schriftdolmetscher in Person zuzüglich geeigneter Technik sollten den gleichen bedeutungsvollen Einzug als Fortentwicklungsprozess im 21. Jahrhundert haben.

    Eine anhängige Verfassungsbeschwerde [1 BvR 1694/10] beim Bundesverfassungsgericht Karlsruhe, die sich unter anderem auf diese Thematik bezog, wurde ohne jegliche Begründung letzten Monat nicht angenommen.

    Die schönste Frucht der Gerechtigkeit ist Seelenfrieden.
    Epikur, Philosophie der Freude

    CU

  47. hej nqlb

    jetzt lese ich diesen deinen artikel nun schon zum 2. mal – und muss sagen, dass mir nach den 2 jahren ein- und aufgefallen ist, dass man hier schon unterscheiden sollte zwischen taub geborenen menschen mit muttersprache gebärdensprache bzw. schriftsprache und schwerhörigen bzw. ertaubten menschen. die taube personengruppe sieht sich nicht als behindert an – warum auch? sie haben alles, was auch hörende haben – eine eigene sprache und eine eigene kultur. nur klappt es nicht so gut mit der integration beider welten „dank“ der kommunikation. lautsprache ist schwer bis unmöglich für die tauben zu erlernen (es gibt taube, die sprechen können, ja – aber nie so wie ein hörender.)
    umgekehrt, stell dir mal vor, dass die benutzung der gebärdensprache für alle selbstverständlich ist – da sind die tauben dann keine behinderten „mehr“.

    schwerhörige, gehörlose und ertaubte jedoch, die ihren kommunikationsschwerpunkt auf die lautsprache gesetzt haben, werden als behindert angesehen (wie du, nqlb, es in deinen punkten auch beschrieben hast), und werden auch von der umwelt behindert, je nachdem, wie „freundlich“ dein gesprächspartner ist …….

    btw, frage mich gerade, ob es auch z.b. rollis, blinde etc. gibt, die ihresgleichen als kultur ansehen … ? wobei – kultur entsteht erst durch sprache, und sie haben ja die gleiche sprache wie die der „normalos“ – also keine kultur?
    die tauben haben eine eigene sprache = kultur ….. ergo kann man das so klar abgrenzen, hm?

  48. Regenbogen

    Also, mir wäre das neu, wenn Vertreter anderer Behinderungen oder wie immer man sie politisch korrekt bezeichnen möchte 😉 sich als eigenständige Kultur ansehen…..
    Glaube, da stellen die Gehörlosen schon eine Besonderheit dar.

  49. He write silent.

    Das stimmt, ich persönlich ärgere mich auch ganz besonders über die Gehörlosen, warum die immer wieder bestreiten. Nichts gegen die Gehörlosen, aber das ist mir auf Dauer nervig. Ich habe ja kürzlich darüber in meinem Blog verfasst. Siehe: http://hewritesilent.wordpress.com

  50. kerstin, schön wieder von dir zu hören 🙂 Du hast natürlich recht, unterscheiden sollte man die beiden fälle schon, weil sie sind sehr anders.

    Aber ich finde das Bestehen darauf, nichtbehindert zu sein, auch utopisch. Und zwar im besten Sinne des Wortes, als das politisch-aufklärerische Entwerfen von etwas, das in der vorfindlichen Gesellschaft keinen Ort hat. Sieht man auch gut an dem oft verwendeten Beispiel von „Stell Dir mal vor, Gebärdensprache wäre der Normalfall…“
    Denke übrigens auch, dass Gehörlosigkeit wg. der Gebärdensprache (und der Bedeutung von Sprache für Menschen generell) ein Sonderfall ist.
    Heute würde ich diesen Text auch etwas anders schreiben – und vielleicht tue ich das auch noch einmal. Die Idee, das „Behindertsein“ weder der einen noch der anderen Person sondern der Kommunikation zwischen beiden zuzuschreiben, finde ich aber nach wie vor sehr gut.

    He write silent, da war ich nun schon länger nicht mehr auf Deinem Blog, muss erstmal alles nachlesen. 🙂

  51. Regenbogen

    Manchmal staune ich ja über den Herrn Silent Writer. 😉
    Der hier verlinkte Blogbeitrag klingt doch sehr vernünftig – paßt irgendwie gar nicht zu dem davor, der war so unsachlich, was die DCIG-ler angeht. Die würde ich definitiv nicht für intoleranter halten als andere (Ausnahmen bestätigen die Regel; klar, so ein, zwei Leute haben da auch mal grenzwertige Aussagen gepostet, aber das war zumindest zu der Zeit, als ich da noch einen aktiven Account hatte, wirklich die Ausnahme.)

    Im Grunde genommen schießt man sich so ein bißchen ins eigene Knie, wenn man immer wechselt damit, ob man nun behindert ist oder nicht – je nachdem, was gerade den größten Vorteil bringt. Nur Rosinen rauspicken kommt nicht so gut.

  52. Na Regenbogen, natürlich wunderst du dich das. Mein Blogbeitrag über DCIG steckt etwas dahinter, genau aus diesem Grund voor ein paar Wochen bin ich Thema „CI-Zwang ?“ auf folgenden Verlauf im DCIG gestoßen. 🙂 Es hat viel mit meine persönlichen und virtuellen Beobachtung zu tun, sprich Erfahrung. Und auch wie es für mich als Aussenstehender wirkt.

  53. Regenbogen

    Sach bloß, gibt es da einen neuen Thread zu dem Thema?
    Es gab ja früher schon mal einen, den ich damals selbst eröffnet habe (CI-Zwang bei Kindern).
    Ich erinnere mich recht gut daran; ein User war dabei, der z.T. extrem provokante Sachen geschrieben hatte, die ich auch unschön fand – aber ich weiß noch, daß die sich allesamt gegen jeden Zwang ausgesprochen haben.
    (Während umgekehrt jemand im HCIG berichtete, daß manche ihm daraufhin nach einiger Korrespondenz erzählt hatten, daß sie das schon mal ausprobieren würden – wenn denn dafür keine OP notwendig wäre. Er möge sie aber bitte nicht outen. Wenn das wirklich so ist, daß Leute bei den Ohne-CI-Gl sich nichtmal trauen dürfen, zu erzählen, daß sie neugierig auf das Hören WÄREN, wenn´s denn ohne OP ginge, was es ja nicht tut – also würden sie sich de facto gar nicht operieren lassen – dann finde ich das schon sehr bedenklich und von daher habe ich den Eindruck, daß bei den CI-Foren zumindest eine Menge Leute dabei sind, die den „Verweigerern“ gegenüber sehr viel toleranter sind als umgekehrt.

    Im HCIG hat´s übrigens letzten Herbst bzgl. des Jugendamtes Rastatt auch einen Thread gegeben….auch da war der Großteil auf Seiten der Eltern.
    Daß man immer mal ein paar Leute dabei hat, deren Äußerungen zum Teil recht daneben sind – das wird man in jeder Gruppe und in jedem Forum finden.

    Jetzt aber von mir aus back to topic….sonst schreibe ich dem NqlB noch den eigentlichen Thread kaputt und kriege von ihm ein „Thema verfehlt – Setzen, 6“. 😉

    Nebenbei gesagt….
    frohe Ostern. 😉

  54. Regenbogen

    Eins muß ich doch noch kurz loswerden:
    Wenn Du keinen einzigen berufstätigen CI-ler getroffen hast, hast Du vielleicht einfach die falschen getroffen?
    Soweit ich mich erinnere, sind nämlich die meisten in den Foren einer Erwerbstätigkeit nachgegangen.
    Und daß sie, wenn sie zufrieden sind mit ihrem Erfolg, das auch so sagen – ich finde, das ist völlig okay, genau wie wenn Gl mit ihrer DGS und ihrem Leben glücklich sind und davon schwärmen.

    Mit den Bedenken „aber was ist, wenn´s nicht klappt“, hast Du aber natürlich völlig recht und das wird immer wieder von den verschiedensten Leuten außer acht gelassen, da stimme ich Dir sogar zu.

  55. Ich habe diese Fernsehsendung tatsächlich gesehen.
    Und frage mich noch heute, warum sich Lilly an die Begebenheiten intakt Hörender durch ein CI anpassen sollte? Zumal kein CI ein natürlich funktionierendes Gehör jemals ersetzen kann. Lilly wurde ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil diese nicht sofort mitbekam wie der nahe Verwandte verunglückte. Der Unfall wäre auch passiert, wenn Lilly etwas gehört hätte.
    Seit Ihr Euch bewusst, dass Lilly lebenslang mit dem CI auf ärztliche Hilfe angewiesen ist. Und vorallem der Eingriff in den Schädel hirnorganische Nebeneffekte (Synapsen) hervor rufen kann? Solange in der BRD keine absolut verläßliche Hirnforschung und moderne Ansichten sich entwickeln, verzichte ich persönlich als Erwachsene (unabhängig asymmetrischer Hirnanlagen) auf derartiges Human-Rob Equitment zu Lasten der Krankenkasse und dem Allgemeinwohl. Und als menschliches Versuchslabor fühle ich mich völlig ungeeignet.
    Nein, Danke zum E-Smog im Kopf …

    Vor vielen Jahren sagte ein Vorgesetzter zu mir, ich (damals rechts hörend) könne Fahrräder im öffentlichen Verkehrsraum nicht hören. Auch beidseitig intakt Hörende können funktionstüchtige Drahtesels nicht wahrnehmen, weil weitere Lärmkulissen wie Autos, Menschen usw. dies überdecken. Auch wenn technische Entwicklungen beim fahrbaren Untersatz (Automobil) geräuscharm umgesetzt werden, es lauern überall Gefahren durch rücksichtslose Verkehrsteilnehmer (siehe Statistik Geschwindigkeitsüberschreitungen). Wie oft dröhnen sich junge Leute mit Mucke (Musikanlagen) zu? Gehäuft ist die Musikanlage mehr wert als das eigentliche Fahrzeug. Oder denkt mal an Motorräder, die bewusst lautstark getunt sind, weil es zum Freiheitsgedanken gehört.
    War war bei der letzten WM (Männder) mit den Tröten?

    Ich denke, es ist der betroffenen Person ab 18. Jahren selbst vorbehalten, sich dafür oder dagegen (CI) zu entscheiden. Und Aussenstehende sollten es tunlichst vermeiden den eigenen Willen anderen aufzudrängen. Erst recht, wenn es für die Medizin eine lukrative Abrechnungsmodalität darstellt.

    Wusstest Ihr, dass bei der OP das minimale Restvermögen falls vorhanden unwiderruflich zerstört wird?
    Und nun eine Frage an CI Träger, wie wird die Gerätschaft mit Energie versorgt?

    Und an alle Hörende, bitte legt euch in die Badewanne, taucht unter und lasst die Stereoanlage laufen. Teilt mir bitte anschließend Eure Erfahrungen mit …

    Besten Dank
    Sanne
    (Wortakrobatin)

  56. Liebe Kerstin, beziehst Du den Begriff der Kultur lediglich auf Lautsprache bzw. DGS?
    Kultur ist vielfältig …
    Die Schriftausgabe für Menschen ohne/geringem Sehvermögen ist nämlich auch eine eigenständige Ausdrucksform.

    Und meine Bepflanzung im Vorgarten, mit Verlaub ist ebenfalls eine Kultur (gewünschter Eingriff in die Natur). Allerdings unterhalten sich die Blumen weder in Lautsprache noch mittels DGS. Huch ….

    Auf Bald

  57. @Regenbogen: Es ist schon seltsam, warum ich bisher CI-Träger oft im virtuellen Welt begegne, nur im realen Leben meistens nicht, wo man CI-Träger in Dienstleistungsberufen findet, an Kassen, als Verkäufer, als Bedienung etc im Vergleich zu Schwerhörige/Gehörlose….. Wurde Implantationsboom ausgesetzt oder habe ich dieses Boom überschätzt?

  58. Hallo hewritesilent,
    in bester Hoffnung Du akzeptierst auch eine Rückantwort meinerseits?

    Mir ist in der Uni-Klinik (HNO) XY bei den ambulanten Besuchen ein erwachsener Mann mehrfach begegnet, welcher mit CI versorgt wurde.

    Sein erschrockener und gequälter Gesichtsausdruck bettlägrig im Fahrstuhl und dem suchenden Händedruck bleibt mir als mahnendes Merkmal bis auf Weiteres in Erinnerung. Er musste wiederholt nach dem Eingriff als Notfall unter die Fuchtel des operierenden Medi-Personals …

    Was geschieht eigentlich mit dem Gleichgewichtssinn nach getätigter OP? *grübelnd*

    *“Tonlose „Augenzeugin*

    Vielleicht haben Kliniken ihre STUDIEN beendet und diverse „Objekte“ abgeschoben! *bewusst provokativ geäußert*

    @ Regenbogen *nett ermunternd*
    Weisst Du wieviel CI´s im letzten Jahr bundesweit implantiert worden sind?
    Und ob die Durchführung vorwiegend an Kindern/Jugendlichen oder Erwachsener statt fand?

    In der Phoniatrie haben hauptsächlich Kinder und Jugendliche offensichtlich ihren hohen Anteil …

    @ Beethoven
    Warst Du über Ostern fleissig auf fündige Eiersuche?

    CU @ll :wave

  59. Regenbogen

    @Sanne:
    Das steht Dir auch völlig frei, gegen ein CI zu sein – und nur falls mein Hinweis auf den damaligen Thread im DCIG falsch verstanden worden ist:
    Da ging es um einen konkreten Fall und ich habe das Verhalten der Ärztin, die damals Druck auszuüben versucht hat, zur Diskussion gestellt. Ich fand das damals ebenfalls unmöglich.
    Nee, die Daten kenne ich nicht, wie viele CIs implantiert werden und wurden und bei wem. Ich hab mich selbst damals weniger mit Statistiken beschäftigt, sondern halt mit konkreten Leuten zu tun gehabt. Wobei mir schon klar ist, daß das diejenigen waren, die mit ihren CIs Glück hatten. Wie viel Prozent das von den Gesamtimplantierungen waren – keine Ahnung.
    Ich denke nur, man sollte den Leuten keine Intoleranz unterstellen, wo zumindest ich damals keine feststellen konnte – da sehe ich mich dann doch veranlaßt zu widersprechen. Anders sieht es natürlich bei Ärzten und Ämtern aus, die eine Implantierung quasi erpressen wollen.

    @hewritesilent:
    Wie schon bei Sanne gesagt, Zahlen dazu kenne ich nicht.
    Warum Du nur bestimmte CI-Träger kennenlernst – kann ich Dir auch nicht sagen. Naja, da es ja soooo viele Gehörlose – im Vergleich zu Hörenden – nicht gibt (Ihr müßt ja z.T. weite Wege auf Euch nehmen, um Euch zu treffen), also auch im Vergleich zur Gesamtbevölkerung auch nicht sooo viele CI-Träger geben kann – vielleicht läuft man sich einfach nicht so oft über den Weg? Weiß ich auch noch, daß die DCIG-ler aus sehr verschiedenen Ecken der Republik kamen, da versteht es sich vermutlich, daß man sich oft nur im Forum trifft…?

  60. Schönen Morgen Regenbogen! 🙂
    Bitte, könntest Du den Beitrag von damals wiederholt als Link hier veröffentlichen?
    Die von Dir beschriebene Ärztin erweckt den Eindruck arteigene Interessen zu verfolgen. Und wenn diese massiven Druck & Repressionen ausüben muss, hapert es auffallend an Empathie & Takt.

    Wer einigermaßen sachlich als sogenannte(r) Spezialist/in [Beruf] bleibt, wirkt am ehesten überzeugend. Und auch Ärzte sollten zur ihrer Unvollkommenheit stehen.
    Wer die Zwangslage von Schutzbefohlenen ausnutzt, um Illusionen zu verbreiten gewinnt bei mir höchstens eine Rolle Klopapier als Wurfgeschoss.

    Die Voruntersuchungen zur CI Eignung sind bereits sehr fragwürdig, wie extrem heißes und kaltes Wasser durch die Gehörgänge zu schießen Es tat mir nämlich sehr weh, und durch das Fehlen diverser Stimmkapazität verblieb ehemals lediglich das innere Wehgeschrei.
    Und Hörtests erinnern mich mittlerweile an den Joystick wie bei der Playstation Version zahlungswillige Krankenkasse, immerhin kann ich mir den Rhythmus beim Drücken der „Knopfes“ frei wählen.
    Vielleicht erhoffte sich das Personal dieser Klinik eine wundersame Spontanheilung!

    PS: Der Bescheid des Versorgungsamtes mit eindeutiger Diagnose lag vor!

  61. Sanne, danke, ich habe eine ganze Kiste voll mit Eiern! 🙂
    Über die „In aller Freundschaft“-Episode kann ich nicht viel sagen, die habe ich nicht gesehen. Dass Krankheiten und Therapien in solchem Format oft falsch dargestellt werden (siehe Dr. House), damit muss man wohl leben. Ansonsten behauptet, soweit ich das sehe, kaum jemand noch ernsthaft, dass ein CI eine Reparatur im Sinne einer vollwertigen Rekonstruktion normalen Hörens wäre. Finde es auf der anderen Seite aber auch wichtig, nicht mit dunklen Andeutungen Panik zu schüren.
    Z.B. „hirnorganische Nebeneffekte (Synapsen)“ – was soll das sein (außer dass es selbstverständlich Umstrukturierungen im Gehirn gibt, wenn man wieder oder mehr hört)? Zum Thema Elektrosmog haben wir hier schon mal gesammelt und zumindest nichts Belastbares gefunden, das die Sorge/den Verdacht erhärten kann. Selbstverständlich fände ich es auch besser, keine OP zu haben und keine Elektronik mit entsprechendem Strombedarf mit mir herumzuschleppen. Aber man muss sich halt überlegen was man machen, versuchen oder lassen will. Dass das Resthörvermögen bei der OP in jedem Falle zerstört wird, stimmt inzwischen auch nicht mehr. In den allermeisten Fällen gibt es etwas Verlust, es bleibt aber noch einiges übrig. Gleichgewichtssinn in den allermeisten Fällen völlig okay.
    Fälle wie der Mann, den Du beschreibst, sind tragisch, solche Begegnungen erschütternd. Aber man muss schon genau hinsehen, was genau der Grund für was war und wie man so was bewertet. Das würde ich nicht „dem CI“ anlasten.
    Wo ich ganz bei Dir bin ist beim Umgang der Ärzte und medizinischen Personals: Viel Emphatie ist da oft nicht (kann da auch nicht sein in dem Massenbetrieb). Die Tests, sind anstrengend und unangenehm bis schmerzhaft. Die Entscheidung ob man’s machen lassen soll oder nicht ist schwierig. Ich kann aus eigener Erfahrung immer nachvollziehen, wenn Leute es versuchen, sich informieren und testen lassen, überlegen und dann zu der Entscheidung kommen: Nein, ich nicht.

    Hewritesilent und Regenbogen, also ich persönlich arbeite mit dem CI – und zwar auch im Dienstleistungsbereich, wenn man so will. Nämlich in der Lehre an der Uni und in Sportkursen. Ich leite dort Seminare/Kurse mit bis zu 30 Teilnehmern und habe Podiumsdiskussionen moderiert. Und ich kenne ein paar weitere berufstätige CI-Träger.

  62. Regenbogen

    Hab jetzt schon zweimal versucht zu posten, irgendwie klappt das nicht….
    versuche es jetzt ein drittes Mal, sonst schau ich mal, ob es von meinem PC zu Hause geht.
    Vielleicht wird ja auch nur der Link nicht genommen?
    Den versuche ich dann separat….

    Ansonsten: Unter http://www.dcig.de, auf Forum gehen, Unterforum Krankenkassen und Behörden, und da das Topic „CI-Zwang?“.
    Ist ein bißchen her, also etwas runterscrollen.

  63. Regenbogen

    Nee, Direktverlinkung funktioniert auch vom heimischen Notebook aus nicht, sorry. Thread scheint aber noch da zu sein.

    Sanne, was ich auch noch sagen wollte:
    Hab auch schon gehört, daß die Voruntersuchungen, ob jemand geeignet ist und so, nicht ohne sein sollen.
    Außerdem meine ich mich zu erinnern, daß der Umfang der Untersuchungen auch zwischen den Kliniken variieren soll?

  64. Huhu Beethoven! *zwinkernd*

    Liegen bei Dir in der prall gefüllten Kiste auch Überraschungs-Eier mit Spielzeug zum Basteln? Gack, gackert die frei laufende Bio-Henne ohne Belastung des Futtermittels durch Dioxin.
    Wenn Du so gut versorgst bist, muss ich wohl die Pralinen meines vergoldeten Riesen-Eies
    alleine verzehren. Sehr gut für die schlanke Linie. Ungeniert lautstark schmatzend, aber insgeheim 1 Praline für Dich mit essend. Lecker.

    Deine interessante Erfahrungsschilderung hat mich sehr beeindruckt!

    Synapse Siehe
    http://de.wikipedia.org/wiki/Synapse

    Wie wird Dein CI mit Spannung versorgt? Und gab es nachgewiesene Veränderungen im Kleinhirn bei Dir oder anderen Mitmenschen?

    Ich glaube mittlerweile, dass auch erhebliche Unterschiede zwischen CI´s je nach Produktionsstätte existieren. Wahrscheinlich ist ehedem jede(r) potentielle Anwärter/in individuell zu betrachten.

    Irgendwann werden hoffentlich Kopfbedeckungen entwickelt, die den Eingriff in das Gehirn vollständig kompensieren. Eventuell kann irgendwer mal bei Gelegenheit Call-Center Agenten/innen ausgerüstet mit Headsets als Bachelor Abschluss Arbeit genaustes erforschen.
    *Zukunftsvision*

  65. Hello again Regenbogen! 🙂
    Zu:
    http://www.dcig.de/
    >>> Forum (siehe links Rubrikaufschlüsselung 5. Unterpunkt)
    >>> Forenübersicht (Forum allgemeines) unter Kapitel „Krankenkassen, Behörden etc.
    >>> CI Zwang? (insgesamt 5 Seiten) Urheber Regenbogen 26.10.2009

    Wie Du siehst ist Dein Forenbeitrag erfolgreich gefunden und vollständig gelesen worden.

    Verlinkung gl-cafe
    Dieses Gesundheitsamt sollte sich den eigentlichen und ursprünglichen Aufgaben pflichtgemäß widmen.
    Julee & Jeremias waren damals den willkürlichen Akten (Handlungen) behördlich ausgesetzt.
    Wie geht es der Familie heute?

    Das Bundesverfassungsgericht KA hat übrigens in diesem Jahr zwei Urteile zu Zwangsbehandlungen (Operation Geschlechtsumwandlung & Medikament für Strafgefangene veröffentlicht).

    1. http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg11-007.html
    2. http://www.bundesverfassungsgericht.de/pressemitteilungen/bvg11-028.html

    Regenbogen, sicherlich gibt es auch Unterschiede im Klinikenalltag …. Stimme absolut mit Dir diesbezüglich überein!

    Sodele, schwinge mich jetzt galant in den Heia-Modus (Gesundheitsschlaf).
    Wünsche Euch allen schöne Träume und optimalen Start in den Freitag!

  66. Regenbogen

    Hallo Sanne,

    na dann ist ja fein, daß Du den Thread noch gefunden hast. 😉

    Ich hoffe, wenn Du ihn komplett liest, weißt Du, was ich meine.
    Klar, es sind auch ein paar (wenige) Äußerungen, die verletzend sind und die man schon so verstehen kann, daß das CI das einzig Wahre wäre – aber das sind echt die wenigsten. Die meisten hatten sich damals absolut gegen Zwang ausgesprochen, auch wenn sie selbst zum großen Teil vielleicht anders entschieden hätten. Und genau darin liegt ja Toleranz: Nicht darin, daß alle anderen die eigene Meinung teilen, sondern darin, daß abweichende Meinungen akzeptiert werden, ohne daß deshalb der Andersdenkende für blöd, minderwertig oder bösartig gehalten wird.

    Ich hatte deshalb damals auch überhaupt nicht verstanden, wieso so viele sich über diesen Thread aufgeregt haben. Aufschlußreich war vielleicht eine Äußerung „ich habe nach der und der Bemerkung aufgehört zu lesen“. Gut, wenn man nach dem ersten Posting, das einem gegen den Strich geht, aufhört, dann bekommt man natürlich den ganzen Rest nicht mit. Dann bleibt eine sehr selektive Wahrnehmung, die sich auf die eine negative Bemerkung beschränkt und das ganze restliche Forum mit verurteilt, obwohl die eigentlich beim diskutierten Problem – dem Verhalten der Ärztin – auf der Seite der Eltern gestanden haben. Und Thema war ja auch nicht das Privatleben der Familie, sondern eben das Verhalten der Ärztin, das auch die CI-Gesellschaften etwas angeht, da es auch auf sie ein schlechtes Licht wirft, wenn sie sich nicht von sowas distanzieren.

  67. Hey Regenbogen! 🙂
    Es ist schwierig für mich Dir auf den letzen Beitrag zu antworten.
    Denn es setzt viele unterschiedliche Kenntnisse voraus (Medizin; Ethik; Kommunikationswissenschaften; Wahrnehmungspsychologie; Technik; Jura etc.).

    Aber dennoch wage ich es. Seit das Internet für alle frei zugänglich ist, ohne über spezifische Programmierungskenntnisse sowie Allgemeinbildung zu verfügen, ist gleichzeitig die niveauvolle Konversation elektronischer Art bei anspruchsvollen Themen permanent gesunken.

    +++
    1. Eine realistische Einschätzung der Situation
    Besonders unsere „Redeängste“ sind in Wahrheit meist Angstphantasien, auch Erwartungsängste genannt. Wir stellen uns vor, was alles passieren kann, wie skeptisch oder uninteressiert das Publikum sein wird. Welche Zwischenfälle es möglicherweise gibt und wie wir nicht in der Lage sein werden, damit zu Recht zu kommen und das Vorbereitete an den Zuhörer zu bringen.

    Fritz Perls, der Begründer der Gestalt-Therapie, bezeichnet die Befangenheit als >> die leichteste und am weit verbreitete Form des Verfolgungswahns <> aus der Trance der Katastrophenerwartungen<< zu erwachen und stattdessen die Realität zu sehen.
    Der Realitätssinn kann Ihnen folgendes sagen:
    – Du bist gut vorbereitet und auch in der Lage, das zu sagen, was Du dir vorgenommen hast.
    – Deine Zuhörer wollen sich von Dir informieren lassen bzw. Deinen Standpunkt kennen zu lernen. Es sind aufgeschlossene und interessierte Leute.
    – Niemand erwartet Perfektion. Auch andere haben Fehler, Schwächen und Ängste.

    2. Motivation
    Diese besteht vor allem in der Überzeugung, dass was Wichtiges und Interessantes gesagt wird. Sie sollten voll hinter dem stehen, was entsprechend vorbereitet worden ist, und einen inneren Drang dazu spüren, es anderen miteilen zu wollen.
    Die Psychologie nennt diese Einstellung positive Selbstmotivation. Während die negative Selbstmotivation nur auf den möglichen Misserfolg fixiert ist und nach Vermeidung gesucht wird. Die positive Selbstmotivation richtet sich einzig auf den Erfolg. Und ist in aller Regel stärker und dauerhafter als die negative Medaille.

    3. Entspannung
    Ängste sind buchstäblich Engpässe in unserm Innern (lateinisch: angustia = Engpass). Bei Erregung braucht der Körper mehr Sauerstoff. Da aber die Angst zu Verkrampfungen auch der Atemwege führt, rast das Herz, um es herbei zu schaffen.

    Copyright@Sanne 1991 aus Kommunikation und Rhetorik Seite 57

    +++
    An alle Leser/innen,
    Wie beurteilt Ihr die technische Errungenschaft des Esteem?

    Klicke, um auf Envoy_Pressemappe.pdf zuzugreifen

  68. Korrektur:
    ,sinkt gleichzeitig die niveauvolle Konversation elektronischer Art bei anspruchsvollen Themen permanent.

    Upsala ist ist kichernd
    Ich nix deutsch … *Scherz*

  69. Regenbogen

    Das mit der Esteem muß ich mir mal zu Hause in Ruhe durchlesen, hab gerade reingeschaut, sollen 35 Seiten sein. Da ich meine private Surf-Zeit nacharbeiten muß, ist mir das auf dem Dienst-PC zuviel. 😉

    Was den Rest angeht…..
    okay, damit ist erwiesen (mal wieder), daß auch Hörende manchmal reichlich schwer von Begriffen sind. 😉
    Versteh jetzt nicht so ganz, was mir das jetzt sagen soll?

  70. Regenbogen

    Falls das heißen soll, daß der Thread doch ohne Niveau war – dann nehme ich die DCIGler immer noch in Schutz gegen den Vorwurf, man sähe sonst kaum so aggressive, intolerante Menschen. In den Gehörlosenforen sind jedwede aggressiven und intoleranten Postings mindestens genauso verbreitet.

  71. Guten Morgen Regenbogen! 🙂

    Dein Thread insgesamt betrachtet im Gl… ist nicht niveaulos. *my opinion*

    Aber die von Dir zuvor übermittelte Aussage zitiert: „Aufschlußreich war vielleicht eine Äußerung „ich habe nach der und der Bemerkung aufgehört zu lesen“, zeigt wohl offensichtlich nicht die Bereitschaft sich mit dem Thema auseinandersetzen zu wollen. Oder beweist überfordert zu sein? Vielleicht überschreitet es ungewollt die eigene Vorstellungskraft (Reizüberflutung) und der natürlich funktionierende Abwehrmechanismus setzt ein zum Selbstschutz wegen persönlicher Betroffenheit!

    Bezüglich der Umgangsformen untereinander, logisch umfasst es sämtliche User unabhängig von Gemeinsamkeiten wie konkret Gehörlosigkeit.

    Dein letzter Kommentar sagt mir, wir beide unterhalten uns aneinander möglicherweise vorbei. Falls zutrefftend, Schade! Es lag mir absolut fern Dich persönlich oder andere anzugreifen. Sondern ich habe versucht Deine Gedankengänge zu vertiefen. Und kritisierte bewusst einzelne Aussagen, ansonsten wäre die Diskussion nämlich langweilig.
    *ohne Rechtfertigungszwang*

    „Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.“ Albert Einstein

  72. Regenbogen

    Hallo Sanne,

    nee, wenn ich Dein letztes Posting lese, glaube ich nicht, daß wir aneinander vorbeireden.
    Ich war mir nur nicht sicher, da Du ja auch geschrieben hattest, allgemein sinkt das Niveau in der virtuellen Unterhaltung (so sinngemäß und mit eigenen Worten 😉 ).
    Deshalb wollte ich Dir da jetzt nichts unterstellen, sondern hab das nur mit „falls“ betitelt….hätte es aber wohl besser als Frage formuliert. Mein Fehler – sorry!

    Der Hinweis darauf, daß Aggressionen und Intoleranz beide Seiten betreffen, kam von mir deshalb, weil im Blog des Silent Writer diese Eigenschaften explizit und in besonderem Maße den Forumianern der DCIG angelastet werden. Dadurch hab ich mich ja überhaupt gemüßigt gesehen, das klarzustellen. 😉

    Ja, das mag wohl stimmen, was Du zu dem „Ich hab nicht weitergelesen“ sagst. Ab und an kenne ich das sogar auch von mir, wenn man befürchtet, weitere Tiefschläge mitzubekommen, dann läßt man es sein und denkt sich: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.
    Und ich schätze mal, daß da jemand eine ordentliche Portion Vorurteile gegenüber den CI-Foren mitgekriegt hatte und daß dann die erste verletzende Äußerung einfach „ins Bild paßte“ und zu dem Gedanken führte: Aha – typisch. Brauchste nicht weiterlesen, wird so weitergehen.
    Ist halt einfach nur schade, wenn man dann gar nicht mehr bemerkt, daß die anderen aus dem Forum so manche Äußerung genauso gesehen haben und den Autor dafür z.T. scharf kritisiert haben…..

    So, muß gleich weitermachen….komm die Tage mal wieder rein. 😉
    Und ich glaub wirklich, wir sind gar nicht so weit voneinander entfernt mit unseren Ansichten. Das Zitat von Einstein ist übrigens gut. Ist von dem nicht auch „Man zerlegt leichter ein Atom als ein Vorurteil“ oder wie das exakt hieß?

  73. Frohes Schaffen wünsche ich Dir aufrichtig, Regenbogen! 🙂

    Die Kundheitsknisterin sät:
    Beim heftigen Inhalieren der leuchtenden Friedenspfeife ist die abschreckende Kriegsbemalung völlig verschwunden und „unsere“ Streitkultur ins Jenseits auf Nimmerwiedersehen befördert worden. *Blinselnd*

    CU *Schöne Woche wünschend*

    Hewritesilent, wie äußerst Du Dich derzeitig zu dieser Diskussion?
    Where are you …? *Vermisstenanzeige*

  74. Regenbogen

    Soooo, das Esteem. Hab jetzt mal an meinem Notebook nen Blick drauf geworfen.

    Zuerst mal fiel mir ein Widerspruch auf:
    Professor Maurer wird zitiert mit „Ein gewisses Risiko besteht darin, daß wir die Kette der Gehörknochen unterbrechen müssen – dieser Eingriff ist allerdings irreversibel, so daß wir den ursprünglichen Zustand später auch wieder rekonstruieren können.“
    Ja watt denn nun? Können wir rekonstruieren – dann wäre es REVERSIBEL – oder ist es irreversibel, dann wäre da nämlich nix mehr rückgängig zu machen?

    Ansonsten, grundsätzlich ist sicher Vorsicht geboten, weil das ganze Geschreibse nicht von jemand Neutralem stammt, sondern von der Vertreiberfirma. Die hat ja nun ein handfestes Eigeninteresse dran, ihr Produkt gut zu verkaufen – und sie verkauft es ja auch nicht wirklich zum Schnäppchenpreis.

    Gut finde ich, daß drauf hingewiesen wird, daß es eine riskante OP ist, die unterm Mikroskop durchzuführen ist und ein entsprechendes Narkoserisiko birgt – und daß auch dieses Gerät kein vollständiges, normales Hören zurückbringen kann (siehe: Ein gesundes Ohr verarbeitet Schall auf 4.000 Frequenzen – oder wie die das geschrieben haben – und solche Geräte kommen auch nur auf 16 oder so).

    Auch wurde drauf aufmerksam gemacht, daß in vielen Fällen auch weniger riskante OPs hilfreich sein können.

    Naja, wirklich was dazu sagen können wohl vor allem Leute, die so ein Esteem tragen.

    Und inwieweit sich alle Hörgeräteträger sozial isoliert und geschnitten fühlen, vermag ich natürlich auch nicht zu beurteilen. Bei den Kollegen, die Hörgeräte tragen (weiß allerdings nicht, wie hoch deren Einschränkungen sind, eigentlich kann ich mit denen ganz normal reden), hab ich nicht den Eindruck, daß die Komplexe haben, weil die so´n Ding hinterm Ohr tragen und man das sehen könnte.

  75. He write silent.

    Hola, sorry nun melde ich mich hier und vielen Dank für deine Vermisstenanzeige, liebe Sanne. 😀

    @Regenbogen:
    Man bedenke dabei an auditive Wahrnehmungsstörung , es gibt Leute, die verstehen deshalb auch nicht gerade so toll. Auch das liegt daran, dass bei die Ärzte versagt haben und die Behinderung viel zu spät oder nicht erkannt haben. Es gibt leider solche Menschen, die nicht über die Möglichkeiten informiert waren. Das ist der Knackpunkt. Zum einen ist da eine Kommunikationsbarriere, denn viele CI-Träger gebärden nicht sonderlich gut; schaut man in die Foren auch ausserhalb, lehnen einige es entweder ganz ab oder können gerade mal Standardgebärden. Und wer sagt das schon als CI-Träger gerne: „Ich kann genug Gebärdensprache um mit Gehörlosen zu kommunizieren.“ Aber ob CI-Träger Gebärdensprache vollkommen beherrscht, ist die Frage. Genau exakt umgekehrt ist es, wenn man genauer betrachtet: Sollen also Gehörlosen auch in ihrer Freizeit sich mit jemanden abgeben, der die gleiche Behinderung hat und dennoch Lippen ablesen muss, weil man die Gebärdensprache versäumt hat? Nun das war meine etwas provokant beschriebene psychologische Beobachtung als Schwerhöriger exakt in der Mitte zwischen CI und GL. Intoleranz? Schau´n mer mal! 😀

  76. Regenbogen

    Du, auf diese Beobachtung habe ich mich eigentlich gar nicht bezogen, als ich davon sprach, daß es auch in Gehörlosenforen oder so unter Gehörlosen Intoleranz gibt.
    Die ist dann gegeben, wenn ein Mensch einfach deshalb abgelehnt wird, weil er das CI hat. Wenn die Leute sagen, er kann ja nicht gebärden und das ist uns zu anstrengend….okay, das ist dann dasselbe wie mit Hörenden, die die DGS gerade erst lernen oder gar nicht lernen.

    Ja, daß einige CI-Träger es ablehnen zu gebärden, ist wohl richtig; an ein oder zwei, die sagten „Ich komme ohne aus“ erinnere ich mich auch. Ich denke aber, daß das diejenigen sind, die tatsächlich so gut zurechtkommen, daß sie die DGS nicht brauchen – gut, und wozu sollten sie die dann unbedingt lernen, wenn sie nicht gerade zu den Gehörlosen wollen.

    Naja, und daß einige Leute vielleicht nur wenig gebärden können – das ist dieselbe Krux wie halt mit den Hörenden. Die kommen dann auch nicht rein in die Gebärdensprache, werden wieder alles vergessen und beschränken sich dann – soweit es eben geht – auf lautsprachliche Kommunikation. Daß die dann evtl. Probleme kriegen können, ist richtig (im Gegensatz zu den Hörenden, die ja genug Auswahl an sonstigen Kontakten haben und insofern nicht auf Hörgeschädigte angewiesen sind, wenn die nicht wollen).

    Ich kann mir allerdings nicht so recht vorstellen, daß ein CI-Träger „nicht gerne“ sagt: Ich kann genug gebärden, um mit Gehörlosen zu kommunizieren. Gut, er wird es (hoffentlich) nur dann sagen, wenn es den Tatsachen entspricht, aber ich denke doch, ich verstehe Deine Äußerung richtig, daß Du meinst, die schämen sich dann dafür, wenn sie´s können, und geben es deshalb nicht gern zu? (Weil, die anderen würden es vielleicht gern sagen, es würde aber nicht zutreffen.)
    Das wäre dann etwas, das ich so nicht habe beobachten können. Im Forum waren einige, die von sich sagten, sie können gebärden (mehr oder weniger gut, je nach Person) – und auch welche, die es gern gekonnt hätten, auch schon vor ihrer Implantierung, die man aber abgewiesen hat, weil sie ja noch nicht 100 % gebärden konnten.

  77. Regenbogen

    Ha, mal wieder ein Königreich für eine Edit-Funktion. 😉
    Mir fällt zu Deinem Satz „Sollten Gehörlose sich in ihrer Freizeit mit Leuten abgeben, die dieselbe Behinderung haben, aber Lippen lesen müssen, weil man die Gebärdensprache versäumt hat“, noch folgendes ein:

    Das kann sich doch jetzt eigentlich nur auf Leute beziehen, die von klein auf lautsprachlich erzogen sind – oder? Ich meine, Kinder von gebärdenden Gehörlosen, die irgendwann ein CI bekommen, werden ja durch ihre Eltern dennoch gebärden können. (Korrigier mich bitte jeweils, wenn ich was Falsches sage.)
    In dem Fall aber, wenn die Eltern ihr Kind lautsprachlich erzogen haben, das aber damit nicht zurechtkommt (die, die gut klarkommen, werden sich ja vermutlich dann eher in hörenden Kreisen aufhalten und kaum Kontakt zu Gebärdensprachlern suchen), dann sollte man sich als Gehörloser vielleicht doch zumindest mal kurz den Gedanken machen:
    Okay, das ist jetzt anstrengend, den etwas in die DGS reinzubringen, aber erstens ist er/sie ein „Leidensgenosse“ (bitte die Anführungsstriche beachten), und zweitens, kann und muß man ihn oder sie wirklich für die Versäumnisse der Eltern „haften“ lassen?

  78. Hallo übrigens. Ich lese hier auch schon länger still mit – und wollte einfach mal ein kleines Lob dalassen. 😉 Da ich selber schwerhörig bin (wenn auch nur so leicht bis mittelgradig) bin ich auf diese Seite gestoßen. Endlich mal was, wo man sich mit anderen austauschen kann, die in der gleichen Lage sind. Gefällt mir wirklich gut. 🙂
    Lg

  79. Das freut mich. Schön, dass Du Bescheid gesagt hast. 🙂

  80. Es ist immer interessant zu beobachten und lesen. Kürzlich habe ich den Blog von hewritesilent besucht und fällt mir gleich auf, wo er über diese Spruch erwähnte. Nun frage ich mich, ob man diese Spruch besser vermeiden lässt, weil man von Geburt an eh automatisch behindert wird. Aber wenn man „Man ist nicht behindert“ darunter versteht, heisst das also dass die behinderten Menschen keine körperliche oder geistige Behinderung hat, was hier sicherlich ein Widerspruch in sich selbst herausstellt.

  81. Ich finde, sinnvoll ist der Spruch jedenfalls für eines: Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass man, ganz egal was sonst genau ist und wie man das nennen will, außerdem noch behindert wird.

  82. Kapitel Esteem ~ Luxusausstattung für 18.500 €
    Folgen des Eingriffs

    Mittlerweile besteht der „Aberglaube“ es könne sich bei der Rekonstruktion des Gehörknochens um eine gesonderte Art plastischer Veränderung (Epithetik) handeln?

    Klicke, um auf 2008-03-219.PDF zuzugreifen

    http://www.kiefer-gesichts-prothetik.de/journal/originalartikel/artgehl1/artgehl1.html

    Bis Gleich

  83. Der Bundesrat (BRD) beabsichtigt am kommenden Freitag, den 16. Dezember 2011 ab 9:30 Uhr unter anderem nachstehendes in der Plenarsitzung zu prüfen:

    „Tagesordnungspunkt 22
    Entschließung des Bundesrates „Umsetzung des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen – Sprache gestaltet das Denken“
    Antrag des Landes Niedersachsen

    Drucksache 764/11

    Niedersachsen möchte einen Beitrag zum respektvolleren Umgang mit Behinderten leisten. Aus diesem Grund will das Land die Bundesregierung auffordern, in den einschlägigen Bundesgesetzen den Begriff „behinderte Menschen“ durch „Menschen mit Behinderungen“ zu ersetzen.

    Zur Begründung führ Niedersachsen aus, dass der Begriff des behinderten Menschen in weiten Teilen der Gesellschaft, gerade aber von den Menschen mit Behinderungen selbst als diskriminierend empfunden werde, weil er diese Menschen sprachlich auf ihre Behinderungen reduziert. Dieser Tatsache sei insbesondere auch in der Gesetzessprache einschlägiger Bundesgesetze Rechnung zu tragen, um im gesellschaftlichen und politischen Leben einen Prozess des Umdenkens zu initiieren und zu beschleunigen.

    Ausschussempfehlungen
    Der Ausschuss für Arbeit und Sozialpolitik empfiehlt dem Bundesrat, die Entschließung zu fassen.“

    Quellenhinweis Bundesrat heute zur Vorschau nächsten Freitag.

  84. Beethoven, welche Zeitzone hast Du eingerichtet?

    Herzlichst
    Sanne

    Verdatterte Zeitreisende in die Zukunft um eine Stunde zu früh …

    Wünsche Euch allen besinnlichen Advent

  85. Ich verstehe nicht ganz, was Du in Sachen Esteem/Epithetik meinst, könntest Du bitte erläutern (sofern das hier in dies Diskussion paßt)?

    Die Bundesratsvorlage finde ich ziemlich gut! Das sehe ich auch so. Bin gespannt, was daraus wird.

  86. Weiter oben in dem Thread ist zur Thematik des Esteems zu lesen:

    Zitiert:
    Regenbogen | 3. Mai 2011 um 19:20 |
    „1. Zuerst mal fiel mir ein Widerspruch auf:
    Professor Maurer wird zitiert mit „Ein gewisses Risiko besteht darin, daß wir die Kette der Gehörknochen unterbrechen müssen – dieser Eingriff ist allerdings irreversibel, so daß wir den ursprünglichen Zustand später auch wieder rekonstruieren können.“
    Ja watt denn nun? Können wir rekonstruieren – dann wäre es REVERSIBEL – oder ist es irreversibel, dann wäre da nämlich nix mehr rückgängig zu machen?“

    Hallöle Regenbogen, meine Rückantwot findest Du unter | 14. Dezember 2011 um 00:00 | .

    Beethoven, ich bin sicherlich abgeschweift vom Ursprung.

    Schönen Tag

  87. Bitte nicht verschnupft reagieren, ich hatte schon gesehen, dass oben übers Esteem gesprochen wurde, ich hatte nur auf die Schnelle in Deinen Links nichts darüber gefunden. Daher die Frage.

    Dir auch nen schönen Tag. 🙂

  88. Urspruenglich (in den 1970er Jahren) wollte man dem Begriff „behindert“ bzw. „Behinderung(en)“ nur im soziaem Bereich verstehen. Sie wollten einen Paradigmenwechsel herbeifuehren weg von der eigenen koerperlichen Beeintraechtigung zu den Barrieren, Einstellungen/Vorurteilen und Diskriminierungen, um politisch deren Entfernung und die Gesellschaft freundlicher gegenueber diesen Personenkreisen zu machen. Synonyme fuer „Behinderung“ waren Barrieren, Vorurteile, Benachteiligungen usw., und „behindert“ ist gleichbedeutend mit „benachteiligt“.

    Aber leider wurde er wegen sprachlicher Traegheit als Euphemismus aufgefasst, wortschoenend statt „(koerper-)geschaedigt“. Ja, die leidige Euphemismus-Tretmuehle“! Das zeigt deutlich in den ungluecklichen Wendungen „Mensch(en) mit Behinderung“ und auch in „koerperbehindert“, „gehbehindert“, „sehbehindert“, „hoerbehindert“ usw.

    Was ueber eigene [beschraenkte oder vollkommene] (Geh-, Atmungs-, Lern-, Denk- u.a.)unfaehigkeit gesagt wird, bleibt bei den Betroffenen allein ueberlassen. Aber fuer Taubheit, waere ich ja zu doof, mich mit ‚behindert‘, ‚hoerbehindert‘ oder gar ‚Mensch mit Hoerbehindeung‘ zu bezeichnen. Warum muss ich das Wort ‚taub‘ oder ‚gehoerlos‘ vermeiden?! Ich bin taub und damit basta! Und taub zu sein ist sogar gesund! Soweit ich weiss, nennen sich Blinde auch nicht ’sehbehindert‘. Die Betroffenen wissen sehr gut, was sie sind, nur sie entscheiden, wie ihre koerperliche Andersartigkeit sprachlich umzugehen sind, und ob ihre koerperliche Andersartigkeit sie behindert oder nicht.

    Ich kann gar nicht nachvollziehen, wieso die Wendung „Mensch mit Behinderung“ sprachlich freundlicher als das Adjektiv ‚behindert‘ vor dem Nomen ist. Mir ist die Begruendung „Person first, disability second“ bekannt, was ich nicht teile. Die koerperliche Andersartigkeit wird durch deren Sonderstellung in der Praepositionalphrase und als Substantiv hervorgehoben und als Ursache der „Lebensschwierigkeiten“ angezeigt, staerker als die adjektivale Verwendung „gehunfaehiger Mensch“. In einer Nominalphrase traegt das Substantiv die Hauptbedeutung (es ist ja das Hauptwort dort) und das Adjektiv davor ist modifizierend und daher nur eine untergeordnete Bedeutung. Vergleiche doch mal die (verschrobene) Wendung „Mensch mit Hoerbehinderung“ mit „tauber Mensch“. Wo liegt die semantische Betonung, auf Mensch oder Hoerbehinderung? Welches bleibt im Kopf laenger haengen?

    Das Vokabular ‚behind…‘ soll nur im gesellschaftlichen und politischen Sinn zwecks Barriereentfernung und Einstellungsaenderung benutzt werden, nicht als Euphemismus, gemaess der urspruenglichen Absicht der damaligen Fuehrer der Behindertenbewegung. Ich schreibe nicht „Ich bin behindert.“ an sich allein, sondern immer mit „von …“ (oder „durch …“), z.B., „ich bin behindert durch das Fehlen der UT im Fernsehen/durch die Nachteile, die ich wegen Hochstellung des Hoerens von manchen Hoerenden erfahre/usw.“.Das Wort wuerde mehr Sinn machen im „wir sind …“, denn eine Behinderung definiert sich ja auf eine Gruppe und richtet sich als Appell an das machtinnehabende Teil der Gesellschaft.

  89. Hallo Hartmut, *permanent zunickend*
    tonloser Applaus … wir werden GEHINDERT an der soziokulturellen Teilhabe umfangreich.

    Sanne
    (Wortakrobatin)

    Neues Pseudonym im Jahr 2012
    Ja, die schon wieder … 🙂

  90. Klasse, Hartmut. Genau so, finde ich, sollte man mit Sprache möglichst umgehen: Dass man sich genau überlegt, was man damit meint. Stimme Dir voll zu, dass es darauf ankommt mit zu sagen, worauf sich das „behindert“/“Behinderung“ bezieht. Einfach so herumstehend ergibt das keinen Sinn. „Menschen mit Behinderungen“ das erinnert mich an ein Kaffekränzchen während die Behinderungen sich draußen im Garten vergnügen und man ab und zu mal nach ihnen guckt. 😉

  91. @Hartmut: Auch anders gesagt, „Menschen mit Assistenzbedarf“ -> z.B. Gebärdensprachdolmetscher. Das heisst also, du hast eine Behinderung oder du lebst mit einer Behinderung. Behinderst wirst du für immer bleiben. leider!

  92. @hewritesdumm,
    der Bundeskanzler benoetigt einen Dolmetscher, um mit dem amerikanischen Praesidenten zu kommunizieren. Nach deiner Logik ist er behindert, nicht der maechtigere Amerikaner! Wenn ich einen Dolmetscher heranziehe, um mit einem tauben Chinesen, der nur in Chinesischer GS spricht, zu kommunizieren, bin ich oder der Chinese oder sind wir beide behindert?

    Wenn ich durch einen Dolmetscher mit einem nichtgebaerdenden Hoerenden spreche, aber keinen Dolmetscher nicht mit einem gebaerdenden Hoerenden, wie kann ich in einem Fall UND nicht im anderen Fall behindert sein!?! Deine Logik macht mich nur schizophren, nicht behindert!

    Aufgeklaerte Hoerende sagen jetzt, ich BRAUCHE auch einen Dolmetscher, um mit mir zu kommunizieren. Und du behauptest, nur du seiest, aber nicht der Hoerende, behindert!

    Wir sind einfach taub, und auch behindert, nicht wegen Taubheit, sondern wegen den Vorkommnissen in der Gesellschaft. Lebte ich in Doerfern, wo ein jeder gebaerdet, waere ich behindert? Konntest du nicht den obigen Beitrag sorgfaeltig durchlesen und erfassen, was das Wort „behindert“ echt zu bedeuten hat.

  93. @Hartmutlos: Ein behinderte Politiker, siehe z.B. Wolfgang Schäuble und er benötigt einen Gebärdensprachdolmetscher, um mit gehörlosen Finanzminister von irgendwo zu kommunizieren. Ist er für dich nicht behindert? Dein Kommentar hier ist absolut unterbelichtet.

  94. Ja, die schon wieder

    Zum 92. Beitrag: Menschen in Begleitung einer [Singular] KoA … (= Kommunikationsassistenz).

    Bezüglich des Beitrages Nr. 93:
    Politiker [Plural] haben gewöhnlich bei internationalen Kontakten ständig dolmetschende Persönlichkeiten um sich.

    Ich kenne lediglich den Papst, welcher während Gottesdiensten weltweit „einseitig“ unzählige Sprachen hauptsächlich als Monolog anwendet.

    Wer führt eigentlich nie innerlich Selbstgespräche unabhängig von Stimmkapazität?

    Nach dem Motto: Ich bin selbst ganz meiner Meinung …
    (ironischer Schlenker).

    Hinsichtlich dem Beitrag Nr. 94:

    Wolfgang Schäuble wird in seiner Mobilität wegen der Barrierearmut baulicher Art hierzulande eingeschränkt.

    Zensur Zitat: 🙂
    „“Behindert ist man(n) nicht, behindert wird man(n)”.

    man …

    Wem fällt die ultimative Lösung als passender Begriff zum „Schlagwort“ –> ein???

    Freue mich sehr wörtlich über anderweitige Anregungen.

    Ich erkläre das Wort behindert als Unwort für dieses Jahrtausend.

    Einwände bitte an den DUDEN …

    sch A D E

  95. Letztendlich belaeuft die Analyse auf ob das verminderte Hoerunvermoegen jemanden behindert macht.

    Nein, innerhalb der tauben Welt, aber ja in der hoerenden Welt! Nichts anders!

    Behinderung liegt also klar in wie die Gesellschaft, sprich die Hoerenden, auf Menschen mit verminderter Hoerfaehigkeit reagiert. Nichts anders!

    Die Behinderung verschlimmert sich, wenn die „Loesung“ nur orale/aurale Kommunikation vorsieht und die verminderte Hoerfaehigkeit.als unerwuenscht deklariert.

    Warum sollte die Welt nur aus hoerenden Menschen Bestehen?!

  96. Wuenschte, wordpress hat Edit Funktion. Im ersten Absatz oben wollte ich „verminderte Hoervermoegen“ schreiben, nicht „Hoerunvermoegen“.

  97. Genau, warum sollte die Welt nur aus hörenden Menschen bestehen? Es gibt keinen Grund dafür. („Weil alles andere es kompliziert macht“, lasse ich nicht gelten!)

  98. Ja, die schon wieder ...

    Hallo Regenbogen,
    in der aktuellen Zeitschrift Orthopress Ausgabe 3 im Jahre 2012 korrigiert sich der besagte Mediziner aus Koblenz zum Kapitel Esteem plötzlich …!

    Oh Herr …, woher wohl diese Sinneswandlung entstammt? *unter dem Deckmantel katholischer Heiligkeit*

    Leider ist der Artikel aktuell nicht kostenlos online als Leseprobe erhältlich.

    Bitte, nicht als Schleichwerbung auffassen.

    Nqlb, weil dann intakt Hörende nicht mehr Ihre Auffassungen auf mich/uns in den Gehörgang übertragen könnten?

    Auf Bald 🙂

  99. Natürlich bin ich als Schwerhöriger behindert. Behindert heisst für mich nicht alles tun zu können was ich tun könnte, wenn nicht behindert wäre. wäre. Ist ja logisch. Also, fühle ich mich behindert. Dass ich mich deswegen als Last für die Umgebung fühlen müsste ist fgraglich. Wenn ich an einen Rollstuhl gefesselt wäre oder ganz unbeweglich, würde ich mich als Last für Andere fühlen. Bei Schwerhörigkeit oder gar Taubheit ist es nicht das selbe. Ein Verkäufer im Laden will mir etwas verkaufen, also soll sich bemühen,. Andere, wie Freunde oder Bekannte, wenn sie die umständliche Kommunikation als Last fühlen, sollten sich mit anderen unterhalten. Allerdings habe ich niemanden bis jetzt getroffen, dem Kommunikation mit mir als last erschien. In Gegenteil, Alle bemühen sich. Alle. Besucht ihr meinen Blog http://treenet.ch/Stille. Über eventuelle Kommentare würde ich mich freuen.
    Tomas
    PS. Nicht verzweifeln!!! Geräte tragen, CI annehmen, Brille tragen, Künstliche Gelenke akzeptieren, Herzschrittmacher loben, Rollstuhl nicht verteufeln. So helfen und „BEHINDERTEN“ Menschen die nicht- oder anders behinderte Menschen. Bis später…

  100. Ja, die schon wieder

    Hallo Tomas,
    unter der von Dir genannten URL (Link zu Internetauftritt)
    ist folgendes zu lesen:

    http://treenet.ch/Stille/?page_id=79#comment-5

    Rubrik
    Die Operation

    Methodik
    Der Vorgang

    Allgemein
    zitiert:“Je nach Operationstechnik wird nun der Kanal im Felsenbein mit Knochenmaterial verfüllt oder offen gelassen.“

    Woher entstammt das Knochenmaterial?
    Gehörknöchel sind extrem stabile Knochen des menschlichen Lebewesens

    Deine authentischen Erfahrungen zu schlidern ist sehr mutig
    *Kompliment*

    Wünsche Dir aufrichtig musikalischen Ohrenschmaus bald weitestgehend noch besser hören zu können.

    Viele Grüße
    von GER –> CH

    *Wortakrobatin*

  101. Hallo NQLB,

    über deinen Blog bin ich (nicht „hörbeeinträchtigt“ – zumindest bis jetzt nicht) gerade zufällig beim Surfen gestolpert. Du schreibst humorvoll und bringst deine Meinung trotzdem ohne Umschweife auf den Punkt. Das gefällt mir! Bestimmt schaue ich öfter mal rein.

    Dein Hinweis, dass nicht der Mensch, sondern die Kommunikation behindert wird, ist ein eleganter Wechsel der Perspektive. Auf diese Weise wird das „Gegeneinander von Behinderten und Nichtbehinderten“ aufgehoben zugunsten eines „miteinander eine potentiell schwierige oder unangenehme Situation für alle zufriedenstellend gestalten“. — Diese Sichtweise würde bestimmt in vielen Lebensbereichen positiv wirken…

    Vielleicht ist noch ein dritter Blickwinkel gefällig? 🙂

    Wenn du bestimmte Verhaltensweisen und Rücksichtnahme „forderst“, dann machst du im Grunde nichts anderes wie alle anderen auch. Jeder Mensch reagiert auf seine Mitmenschen positiv oder auch negativ mit dem Ziel, ihr Verhalten zu beeinflussen. Und zwar so, wie es einem gerade in den Kram passt.

    Wenn mich das Verhalten des anderen nervt, irritiert, langweilt oder verärgert, dann reagiere ich anders, als wenn ich interessiert und aufgeschlossen bin. Das mache ich natürlich, damit der andere sich in Zukunft so verhält, wie ich es möchte. Er soll gefälligst Rücksicht darauf nehmen, dass ich kein Interesse habe an Fußball oder seinen ausufernden Überlegungen zum Thema Flachbildschirm. Oder aber er soll umgekehrt weiter reden, weil ich gerne zuhöre – und sei es nur ihm zuliebe. Mit anderen Worten: Ich beeinflusse ihn, wo ich es kann. Sogar ob ich will oder nicht.

    Der Unterschied liegt nicht darin, dass du „forderst“, während ich freundlich „bitte-bitte“ sage (das tue ich nämlich nicht, ich bin genauso „fordernd“ wie du auch), sondern eher darin: Weil in meinem Fall die Kommunikation prinzipiell funktioniert, kann ich für meine Forderungen subtilere Methoden einsetzen als du. — Aber subtil bedeutet ja auch manipulativ. Wenn du vielleicht häufiger als ich negative Reaktionen auf deine „Forderungen“ erfährst, dann liegt das daran, dass „manipulierte“ Menschen sich seltener zur Wehr setzen. Du jedoch lässt ihnen die freie Wahl zu entscheiden, wie sie reagieren möchten. Und das machen sie halt nicht immer so, wie du es dir wünschst. Im Grunde ist das der Preis dafür, dass du offen und ehrlich (sprich: respektvoll) mit ihnen umgehst.

    Es gibt natürlich noch andere Unterschiede … aber dann wird mein Beitrag zu lang. ;-))

    Liebe Grüße

    Katrin

  102. Freut mich, dass Dir gefällt, was Du liest. : ) Und danke für den dritten Blickwinkel, finde ich echt interessant, Deine Gedankengänge und darüber nachzudenken.
    Im Geschäft des Menschen-zu-etwas-bringen-das-sie-von-allein-nicht-machen-oder-von-etwas-abzubringen-das-sie-von-allein-machen gibt es natürlich verschiedene Methoden und subtilere Manipulatiönchen sind in vielen Fällen sicher effektiver und eleganter als eine offene Anweisung (die eben den Fluss des Gesprächs oder Alltags unterbricht und auch nicht befolgt werden kann).
    Wie man das hinkriegt, ist genau das was mich interessiert, seit ich dieses Blog vor mittlerweile mehr als vier Jahren angefangen habe. Und wie ein angemessenes Verhältnis von verdecktem und explizitem Spiel ist…

  103. Ja, subtile Botschaften/Manipulationen sind eleganter, effektiver und sogar erfolgreicher (weil die meisten Menschen sie intuitiv beherrschen). Ich sehe diese Vorgehensweise zwar sehr skeptisch, muss aber zugeben, dass (soziale) Kommunikation ohne nicht funktioniert. (Genau darunter leiden ja Menschen mit mehr oder weniger stark ausgeprägten autistischen Zügen.)

    Aber wie genau geht subtile Kommunikation? Tja, über diese „technische“ Seite habe ich mir bislang noch nicht so viele Gedanken gemacht. Und wenn ich so darüber nachdenke: Die Situationen, die du in deinem Beitrag geschildert hast, können vermutlich gar nicht subtil bewältigt werden.

    Jeder, der dich kennt, weiß, dass er beim Sprechen auf dich achtgeben muss. Wenn er das tut, dann merkt er vermutlich an deiner Reaktion, dass du nicht verstanden hast, und reagiert von alleine in deinem Sinne. Das ist dann subtil genug gewesen. *grins*

    Wenn der andere aber abgelenkt wird (auch durch eigene Gedanken) oder schlicht müde und unkonzentriert ist, dann merkt er das nicht. Und dann kannst du so subtil sein, wie du willst, der andere ist nicht aufmerksam genug, um deine Signale aufzunehmen. Da hilft nur Klartext.

    Ich vermute, dieses Unwohlsein, dass du geschildert hat (vor immerhin vier Jahren, seitdem hat sich bestimmt viel verändert), rührt daher, dass du das Gefühl hast/hattest, andere müssten mehr Rücksicht auf dich nehmen als du umgekehrt auf sie. Dass deshalb ein Ungleichgewicht herrscht. Und dieses (vermeintliche) Ungleichgewicht ist bei subtilen „Forderungen“ weniger offensichtlich erkennbar.

    Mir würde das an deiner Stelle vermutlich auch so gehen. Denn: Es gilt heutzutage als unzumutbar, einen anderen Menschen zu nerven. Aber wenig Rücksicht zu zeigen (z.B. indem ich ein langweiliges Thema abwürge, über das der andere eigentlich gerne reden wollte *schäm*), das gilt allenfalls als unhöflich.

  104. In der Tat, es ging und geht um viel um Ungleichgewichte, ums Leute brüskieren und um Situtationen, in denen mit Subtilität nicht mehr viel zu machen scheint — gerade das macht’s spannend. : )

  105. @Katrin: Ich glaube, bei der Kommunikation zwischen Schwerhörigen und „Flotthörenden“ geht es immer um dieses Macht und Hierarchie-Ding. Denn wenn z. B. Peter seine Kollegin Anja mit Fußballthemen nervt, dann stehen sie kommunikationstechnisch auf gleicher Stufe. Anja kann sich ein bisschen Mühe geben und Peter zuhören und ihm sogar mit ein paar Reaktionen das Gefühl geben, die Kommunikation sei gelungen. Auf der anderen Seite kann Peter – zumindest theoretisch – merken, ob sie sich langweilt oder brennend für Ballsport interessiert. Wenn Anja sich dafür entscheidet, nicht zuzuhören oder – mehr oder weniger subtil – das Thema zu wechseln, ist das ihre persönliche Wahl.

    Ist Anja jedoch schwerhörig, hat sie diese Wahl – so wie ich es sehe – nur sehr bedingt. Denn es geht erstmal darum, die Voraussetzungen herzustellen bzw. aufrecht zu erhalten, um die an sie gesendeten Nachrichten zu empfangen. Wenn sie sich auf das für sie glatte Eis der verbalen Kommunikation begibt, lässt sie sich immer auf eine Hierarchie ein, in der sie niedriger steht als ihr Gegenüber. Ihre einzige Möglichkeit, aus diesem Machtgefüge auszuscheren, ist, andere Wege der Kommunikation zu benutzen.

    Oder aber sie tritt ein Stück aus sich selbst heraus und nimmt die Rolle einer über alles stehenden Beobachterin an, die im Zweifelsfall aus jeder noch so misslungenen Kommunikation eine amüsante oder nachdenkliche Anekdote machen kann.

  106. Am besten sie steht über dem Hierarchiespiel und kümmert sich vor allem darum, die Kommunikation in ihrem Sinne zu steuern. Den anderen zum Beispiel in die ruhige Ecke zu lotsen, ans Fenster zum Licht, und beherzt nachzufragen. Dann hat sie nämlich doch die Wahl, die Kommunikation ist kein glattes Eis mehr, und sie steht mitnichten niedriger als ihr Gesprächspartner. Und je nachdem, wie der andere mitmacht, entscheidet sie dann, ob sie die Kommunikation aufrecht erhält, das Thema sie interessiert oder der Mensch oder oder …

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